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RWI Projektberichte

Energiesparen in privaten Haushalten – Ein Randomized Controlled Trial zur Wirkungsevaluierung einer End­verbrauchersensibilisierung

Endbericht – Februar 2017
Forschungsprojekt gefördert durch die Stiftung Mercator

Zahlreiche Studien haben nachgewiesen, dass Energiesparbriefe in den USA eine kosteneffektive nicht-preisbasierte Intervention zur Reduktion von Haushaltsstromverbräuchen darstellen. Basierend auf diesen Erkenntnissen geht dieses Forschungsprojekt der Frage nach, ob die Versendung von Energiesparbriefen auch in Deutschland ein geeignetes nicht-preisbasiertes Politikinstrument sein könnte. Basierend auf Daten von rund 140.000 Haushalten werden anhand eines Randomized Controlled Trials zwei Ausgestaltungen von Energiesparbriefen untersucht: Infobriefe, die den Wissensstand und die Aufmerksamkeit der Haushalte zum Thema Energiesparen erhöhen sollen, und Briefe, die zusätzlich soziale Vergleiche enthalten. Zudem untersucht diese Studie, ob die angesprochene Motivation zum Energiesparen (das „Framing“) eine Auswirkung auf die Einspareffekte hat. Um die Eignung als Politikinstrument zu beurteilen, wird auf Basis der durchschnittlichen Stromeinsparungen die Kosteneffektivität der Maßnahmen zur Reduktion von CO2-Emissionen geschätzt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sowohl die Informationsbriefe als auch die Briefe mit sozialem Vergleich im Durchschnitt relativ geringe Einspareffekte aufweisen. Auch die Variation der angesprochenen Motivation zum Energiesparen führt nicht zu höheren Einspareffekten. Selbst unter vorteilhaften Annahmen liegen die geschätzten CO2-Vermeidungskosten der Briefe im Durchschnitt sehr hoch, sodass die Intervention eine geringe Kosteneffektivität aufweist. Im Resultat ist daher von einer flächendeckenden Einführung von Energiesparbriefen in Deutschland abzuraten. Obwohl die Ergebnisse dieser Studie auch zeigen, dass die Versendung von Energiesparbriefen an ausgewählte Kundengruppen durchaus kosteneffektiv sein kann, ist insgesamt selbst bei einer zielgerichteten Anwendung durch Energiesparbriefe kein erheblicher aggregierter Stromeinspareffekt für Deutschland zu erwarten. Wichtige Gründe für die geringe Kosteneffektivität der Maßnahme liegen in dem deutlich geringeren durchschnittlichen Verbrauch deutscher Haushalte im Vergleich zu US-amerikanischen Haushalten. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass Haushalte in den USA höhere Einsparpotenziale aufweisen. Zudem begünstigen die Rahmenbedingungen in den USA die Effektivität von Energiesparbriefen. Dieses Forschungsprojekt stellt ein weiteres Beispiel dafür dar, wie mit Hilfe moderner Evaluationsmethoden robuste Ergebnisse über tatsächliche Effekte von Maßnahmen ermittelt werden können, auf deren Basis politische Entscheidungsträger informiert Entscheidungen treffen können. Eine systematische Evaluation von Maßnahmen erscheint in vielen Anwendungsfällen, insbesondere im Bereich des Energiesparens, praktikabel und sinnvoll, damit am Ende dort Ressourcen investiert werden, wo sie den größten Nutzen (in diesem Fall für den Klimaschutz) stiften.