Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Strukturelle Anpassungen belasten konjunkturelle Erholung
November 2024
Die Wirtschaftsleistung in Nordrhein-Westfalen hat sich stabilisiert. Das Bruttoinlandsprodukt ist in der ersten Jahreshälfte 2024 gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres um 0,1% ausgeweitet worden, während es im gesamten Bundesgebiet um 0,2% gesunken ist. Geprägt wird die Wirtschaftsentwicklung nach wie vor von großen Unterschieden zwischen der Industrie und den Dienstleistungen. So ist die Industrieproduktion im ersten Halbjahr auch in NRW kräftig zurückgegangen. Zu dieser Schwäche haben neben konjunkturellen Faktoren, wie der mangelnden Nachfrage, wohl auch strukturelle Probleme, wie z.B. eine zunehmend schlechtere Wettbewerbssituation der Unternehmen aufgrund hoher Energiepreise, hoher bürokratischer Hürden und zunehmender Exportkonkurrenz Chinas beigetragen. Im Unterschied dazu hat die Produktion von Dienstleistungen in der ersten Jahreshälfte stabilisierend gewirkt. Sie wurde im Land im ersten Halbjahr 2024 um 1,0% gegenüber dem ersten Halbjahr des Vorjahres ausgeweitet. Die konjunkturelle Erholung, die sich erneut in den jüngsten Indikatoren andeutet, ist keineswegs gefestigt. Kurzfristig dürfte durch die vorgezogene Bundestagswahl die Verunsicherung von Unternehmen und Verbrauchern noch einmal steigen. Zudem sind durch die neue US-Administration Beschränkungen des internationalen Handels zu erwarten. Allerdings haben sich inzwischen eine Reihe anderer Rahmenbedingungen verbessert. Insbesondere haben die Risiken, die sich für die Unternehmen aus den Energie- und Rohstoffpreisen ergeben, weiter verringert. Die Finanzierungs-kosten haben sich durch die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank reduziert. Insgesamt dürfte das BIP in NRW in diesem Jahr geringfügig steigen. Für den Jahresdurchschnitt erwarten wir einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 0,2%. Dabei tragen das Verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungsbereiche wie-der gleichmäßiger zum Wachstum bei. Für das kommende Jahr erwarten wir eine Fortsetzung dieser Erholung auf moderatem Niveau. Für NRW gehen wir von einem Anstieg des BIP von 0,7% aus. Der Arbeitsmarkt wird von der schwachen Konjunkturentwicklung geprägt. Allerdings fällt der Anstieg der Arbeitslosigkeit in NRW etwas moderater aus als im Bundesgebiet insgesamt. Im Vergleich der Jahresmittelwerte dürfte die sozialversicherungs-pflichtige Beschäftigung in NRW im laufenden Jahr um fast 38 Tsd. Personen zulegen, während für 2025 noch einmal etwa 6 Tsd. Beschäftigte hinzukommen dürften. Die Arbeitslosenquote in NRW wird im Jahresdurchschnitt von 7,2% im vergangenen Jahr auf 7,5% im laufenden Jahr steigen, bevor sie im Jahr 2025 leicht auf 7,3% sinkt.
Schmidt, T., A. Balleer, B. Blagov, M. Dirks, N. Isaak, F. Kirsch und P. Schacht-Picozzi (2024), Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Strukturelle Anpassungen belasten konjunkturelle Erholung: November 2024. 2024, 3.