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Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen

Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Neue Belastungen verzögern konjunkturelle Erholung

Mai 2022

Die Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen hat durch die russische Invasion in der Ukraine einen Dämpfer erhalten. Im Zuge des Krieges sind die Preise für Erdöl, Erdgas und Steinkohle in NRW innerhalb eines Jahres um 37,6% (April 2022) gestiegen. Der IHK-Umfrage zufolge berichten 94% der Unternehmen, dass die gestiegenen Energiepreise ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Insbe-sondere in energieintensiven Wirtschaftszweigen wie der Chemieindustrie, dem Metallgewerbe und dem Textilge-werbe dürften sich die Produktionsbedingungen durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise verschlechtert haben. Die erneuten Belastungen für die Unternehmen zeigen sich auch sehr deutlich in den Produktionszahlen. Danach konnte die Produktion aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe bei Vorprodukten nur geringfügig ausge-weitet werden. Immerhin haben sich die Geschäftserwartungen im April bereits wieder etwas verbessert. Dies dürfte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass die Folgen eines Liefer-stopps von Öl und Gas aus Russland als nicht ganz so gravierend eingeschätzt werden wie noch zu Beginn des Krieges. Die Belastungen, die aus dem Krieg in der Ukraine entstehen, wie die deutlich höheren Preise für fossile Ener-gieträger und die Beschränkungen des Handels mit Russland, werden aber auf absehbare Zeit bestehen bleiben. Und auch die Probleme mit den internationalen Lieferketten werden, länger als zunächst erwartet, anhalten. Dennoch dürften die Auftriebs-kräfte in den kommenden Monaten stark genug sein, um die Phase der wirtschaftlichen Stagnation aus dem Winterhalbjahr zu überwinden. Insgesamt dürfte die Wirtschaftsaktivität in NRW im Jahr 2022 um 2,0% steigen und damit so stark wie in Deutschland insgesamt. Da die Belastungen erst nach und nach verringert werden, ist für das kommende Jahr eine etwas stärkere Ausweitung der Produktion in Nordrhein-Westfalen zu erwarten. Während in diesem Jahr die Auftriebskräfte etwas stärker in den Dienstleistungsbranchen sind, dürfte im kommenden Jahr das Verarbeitende Gewerbe wieder stärker zur Ausweitung der Produktion beitragen. Die Arbeitslosenquote in NRW dürfte sich zum Ende des Jahres leicht unter das Vorkrisenniveau auf 6,5% absenken und im Jahresdurchschnitt bei 6,6% liegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten dürfte sich im Jahresdurchschnitt von 7,13 Mio. 2021 um etwa 140 Tsd. auf 7,27 Mio. erhöhen. Die deutliche Erhöhung des Min-destlohns dürfte dabei dazu führen, dass Stellen für gering-fügig Beschäftigte wegfallen, während die Schaffung von sozialversicherungspflichtigen Stellen attraktiver wird.

Schmidt, T., G. Barabas, M. Dirks, N. Isaak und P. Schacht (2022), Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Neue Belastungen verzögern konjunkturelle Erholung: Mai 2022. 2022, 2.

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