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Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Konjunkturelle Erholung bleibt schwach

Juni 2023

Die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens wurde im vergangenen Jahr durch die stark gestiegenen Energiepreise deutlich stärker belastet als die deutsche Wirtschaft insgesamt. Nach amtlichen Angaben ist das BIP in NRW im vergangenen Jahr um 1,1% und im Bund um 1,9% ausgeweitet worden. Der Abstand zur Bundesentwicklung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Wertschöpfung im Produzierenden Gewerbe stärker zurückgegangen ist als im Bund. Hierin schlägt sich vor allem die größere Bedeutung der energieintensiven Wirtschaftszweige Chemie und Metallerzeugung für NRW nieder. Zudem erholten sich die Dienstleistungen in NRW weniger stark als im Bundesdurchschnitt. Die nordrhein-westfälische Wirtschaft dürfte sich zu Beginn dieses Jahres stabilisiert haben und sich im weiteren Verlauf des Jahres allmählich von den Belastungen durch die Folgen der Corona-Pandemie und des kräftigen Energiepreisschocks erholen. Allerdings ist zu erwarten, dass das Tempo der Erholung angesichts der weiterhin bestehenden Belastungen gering bleibt. Getragen wird die Erholung vom privaten Konsum, der vor dem Hintergrund des zu erwartenden nachlassenden Preisauftriebs wohl wieder etwas stärker ausgeweitet wird. Auch die Ausrüstungsinvestitionen dürften in diesem Jahr wieder etwas stärker steigen, nicht zuletzt aufgrund des in den vergangenen Jahren entstandenen Nachholbedarfs. Die gestiegenen Zinsen und die schwache Weltkonjunktur werden aber wohl dämpfen. Dagegen dürften sich die Bauinvestitionen weiter schwach entwickeln. Die hohen Baupreise und die gestiegenen Finanzierungskosten führen zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage. Insgesamt ist zu erwarten, dass das BIP in NRW in diesem Jahr in ähnlichem Tempo wie in Deutschland insgesamt ausgeweitet wird. Aufgrund des deutlich stärkeren Rückgangs der Produktion in NRW im zweiten Halbjahr des Vorjahres ergibt sich aber eine deutlich geringere jahresdurchschnittliche Zuwachsrate. Dieser sogenannte statistische Unterhang beträgt in NRW -0,7% gegenüber -0,2% in Deutschland insgesamt. Dieser Unterschied führt dazu, dass die Produktion in NRW in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 0,3% zurückgeht. Für das kommende Jahr ist eine Fortsetzung der Erholung zu erwarten. Die Beschäftigung dürfte im Verlauf des Jahres wieder stärker ausgeweitet werden und die Arbeitslosigkeit entsprechend zurückgehen. Durch die hohe Arbeitslosenquote zu Beginn des Jahres wird die Quote im Jahresdurchschnitt wohl trotzdem bei etwa 7,1% liegen und somit gegenüber dem vergangenen Jahr um 0,3 Prozentpunkte steigen. Im Zuge der Erholung dürfte die Zahl der SV-pflichtig Beschäftigten in NRW im laufenden Jahr um ca. 67 Tsd. Personen zunehmen.

Schmidt, T., G. Barabas, B. Blagov, M. Dirks, N. Isaak und F. Kirsch (2023), Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Konjunkturelle Erholung bleibt schwach: Juni 2023. 2023, 2.

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