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RWI Konjunkturberichte

2017

Torsten Schmidt, Boris Blagov, Roland Döhrn, Daniela Grozea-Helmenstein, Philipp Jäger, Martin Micheli, Svetlana Rujin

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Aufschwung auf breiter Basis

Die internationale Konjunktur hat sich im zweiten Quartal weiter gefestigt. Dabei hat der Aufschwung in regionaler wie in sektoraler Hinsicht an Breite gewonnen. Die Belebung ging vor allem von den fortgeschrittenen Volkswirtschaften aus. In den Schwellenländern hat die Konjunktur im Verlauf des ersten Halbjahres zwar ebenfalls an Fahrt gewonnen, aber etwas verhaltener als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Da die Inflationsraten in vielen Ländern noch unter den Zielwerten der Notenbanken liegen, blieb die Geldpolitik insgesamt expansiv ausgerichtet. Im Prognosezeitraum dürfte sie allmählich den Expansionsgrad verringern. Von der Finanzpolitik dürften im Prognosezeitraum kaum Impulse auf die Konjunktur ausgehen. Vor diesem Hintergrund dürfte sich der Aufschwung der Weltwirtschaft fortsetzen, wenn auch mit im Vergleich zu früheren Aufschwungphasen moderatem Tempo. Getragen wird der Produktionsanstieg wohl zumeist vom privaten Konsum, der voraussichtlich mit wenig veränderten Raten expandiert. Bei zunehmender Kapazitätsauslastung ist allerdings zu erwarten, dass die Nachfrage nach Investitionsgütern im Prognosezeitraum etwas kräftiger zunimmt. Dadurch wird voraussichtlich der Welthandel stimuliert werden. Davon dürften jene Schwellenländer profitieren, die, wie die Länder Lateinamerikas, eine längere Schwächeperiode durchlaufen haben. Die gute internationale Konjunktur wird nichts daran ändern, dass sich das Wirtschaftswachstum in China weiter abschwächt. Die konjunkturellen Impulse dürften lediglich dazu führen, dass staatliche Stützungsmaßnahmen auslaufen. Allerdings dürfte die Wachstumsverlangsamung geringer ausfallen, als bisher angenommen. Da der Aufschwung der Weltwirtschaft gegenwärtig auf einer recht breiten Basis steht, werden die Risiken für die Konjunktur gegenwärtig im Allgemeinen als gering eingeschätzt. Das ist allerdings typisch für konjunkturelle Hochphasen, auf die allerdings - der Logik von Konjunkturzyklen folgend - Rezessionen folgen. Vor diesem Hintergrund ist das größte konjunkturelle Risiko derzeit wohl, dass die gute Konjunktur in eine Phase der Übertreibung übergeht. Darüber hinaus birgt die zunehmende Beschäftigung und die damit einhergehende steigende Kapazitätsauslastung das Risiko, dass die Lohn- Preis-Dynamik deutlich stärker zunimmt als in dieser Prognose unterstellt. Auch ohne ein deutliches Anziehen der Inflation könnte die Geldpolitik stärker dämpfend wirken als hier unterstellt. Auch könnten die wirtschaftliche Aktivität in Großbritannien und bei dessen Handelspartnern von der Ausgestaltung des Brexit stärker gedämpft werden als derzeit abzusehen ist.

Schmidt, T., B. Blagov, R. Döhrn, D. Grozea-Helmenstein, P. Jäger, M. Micheli und S. Rujin (2017), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Aufschwung auf breiter Basis. RWI Konjunkturberichte, 68, 3, 5-19

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