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RWI Konjunkturberichte

2016

Torsten Schmidt, Roland Döhrn, Daniela Grozea-Helmenstein, Philipp David An de Meulen, Martin Micheli, Svetlana Rujin, Lina Zwick

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Keine durchgreifende Besserung

Die internationale Konjunktur hat sich seit Jahresbeginn stabilisiert, nachdem sich der Produktionsanstieg zum Ende des vergangenen Jahres deutlich verlangsamt hatte. Vor allem für einige fortgeschrittene Volkswirtschaften mehren sich die Anzeichen eines Endes der konjunkturellen Schwäche. Eine durchgreifende Besserung lässt aber auf sich warten. In den Schwellenländern hält die schwache Wirtschaftsentwicklung an. In China gehen vor allem die Exporte zurück und belasten die Investitionstätigkeit. Die nachlassenden chinesischen Importe strahlen auf rohstoffproduzierende Länder aus. Auch deshalb befindet sich Brasilien in einer ausgeprägten Rezession. In den kommenden Monaten dürfte die internationale Konjunktur wieder etwas an Fahrt gewinnen. Insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften laufen die belastenden Faktoren wohl aus, z.B. die Lageranpassungen in den USA und die witterungsbedingte Konsumzurückhaltung in Japan, die zum Ende des vergangenen Jahres die Expansion gedämpft hatten. Dabei dürfte der private Konsum angesichts steigender Beschäftigung der wichtigste Treiber der Produktionsausweitung bleiben. In den Schwellenländern wird die Wirtschaftsaktivität nicht so stark zunehmen wie in den vergangenen Jahren. Der wirtschaftliche Strukturwandel in China dürfte dazu führen, dass die Verlangsamung des Wachstums anhält. In Russland wird sich die Rezession wohl zunächst fortsetzen, auch weil sich keine Lockerung der Sanktionen abzeichnet, und Brasilien verharrt aufgrund ungelöster innenpolitischer Probleme voraussichtlich in der Rezession. Vor diesem Hintergrund dürfte das weltwirtschaftliche Expansionstempo im Prognosezeitraum niedrig bleiben. Insgesamt dürfte die weltwirtschaftliche Produktion (gewichtet mit Kaufkraftparitäten) in diesem Jahr um lediglich 2,9% und im kommenden Jahr nur wenig stärker um 3,2% ausgeweitet werden. Für den Welthandel erwarten wir eine nur sehr schwache Ausweitung um 2,4% in diesem Jahr und um 3,4% im kommenden Jahr. Als größtes Risiko für die Weltkonjunktur ist nach wie vor ein konjunktureller Einbruch in China anzusehen. Zwar scheint die Verlangsamung des Produktionswachstums derzeit auf die Industrie konzentriert zu sein. Sollten die Überkapazitäten aber in größerem Maße abgebaut werden, dürfte dies mit einem Verlust von Arbeitsplätzen einhergehen. Schwer abzuschätzen sind die Folgen eines möglichen Austritts Großbritanniens aus der EU. Vieles hängt davon ab, wie ein möglicher Austritt ablaufen wird. In jedem Fall müssten, wie die Beispiele Norwegen und Schweiz zeigen, zahlreiche Abkommen verhandelt werden. Dann würde der Warenaustausch zwischen Großbritannien und der EU vorübergehend möglicherweise deutlich erschwert, was zu Wachstumseinbußen bei allen Handelspartnern führen dürfte.

Schmidt, T., R. Döhrn, D. Grozea-Helmenstein, P. An de Meulen, M. Micheli, S. Rujin und L. Zwick (2016), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Keine durchgreifende Besserung. RWI Konjunkturberichte, 67, 1, 5-36

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