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RWI Konjunkturberichte

2020

Torsten Schmidt, György Barabas, Boris Blagov, Niklas Isaak, Philipp Jäger, Martin Micheli, Philip Schacht, Klaus Weyerstraß

Corona-Krise belastet die konjunkturelle Erholung in Deutschland

Das Coronavirus hat sich in der ersten Jahreshälfte weltweit stark ausgebreitet. Als Reaktion wurde eine Reihe von staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen, welche das soziale Leben und die wirtschaftliche Aktivität erheblich einschränken. Inzwischen sind die Infektionszahlen in den entwickelten Volkswirtschaften deutlich gesunken. In den Entwicklungsländern breitet sich das Coronavirus hingegen weiterhin stark aus. Insgesamt erwarten wir, dass die weltwirtschaftliche Produktion ab der zweiten Jahreshälfte Fahrt aufnimmt. Dabei dürfte sich die Erholung in Europa und in Asien schneller vollziehen als in Lateinamerika. Allerdings wird die Wirtschaftsleistung in den meisten Ländern wohl erst im Jahr 2022 wieder das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie erreichen. Auch das Wirtschaftsgeschehen in Deutschland wird seit Anfang dieses Jahres zunehmend von der Corona-Pandemie bestimmt. So hat der Einbruch der internationalen Nachfrage nach deutschen Produkten zu einer Dämpfung der Produktion geführt. Nach dem Auftreten der ersten Covid-19-Fälle in Deutschland Ende Januar hat die Bundesregierung zudem einschneidende Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung in Deutschland zu verlangsamen. Seit der Umsetzung dieser Maßnahmen hat sich die Ausbreitung des Virus in Deutschland deutlich verlangsamt, und die Zahl der bestätigten Neuinfektionen geht seit Anfang April zurück. Aus diesem Grund werden seit dem 20. April die eingeführten Beschränkungen schrittweise zurückgenommen. Eine vollständige Aufhebung ist aber nach wie vor nicht abzusehen. Der Shutdown der Wirtschaftsaktivität hat zu einem massiven Einbruch der Produktion geführt. Angesichts der inzwischen vorgenommenen Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen und der massiven finanzpolitischen Impulse dürfte der konjunkturelle Tiefpunkt inzwischen durchschritten sein. Die Stärke der Erholung wird aber zunächst maßgeblich vom weiteren Infektionsverlauf in Deutschland, aber auch weltweit bestimmt. Solange die Infektionszahlen nicht weltweit deutlich zurückgehen, werden Maßnahmen zum Infektionsschutz aller Voraussicht nach bestehen bleiben und die Wirtschaftsaktivität dämpfen. Daher ist zu erwarten, dass der Welthandel und damit verbunden die deutschen Exporte weiterhin schwach expandieren. Angesichts der günstigeren Entwicklung der Infektionszahlen in Deutschland dürfte die konjunkturelle Erholung vor allem von der Binnennachfrage getragen werden. Aufgrund der weiterhin bestehenden deutlichen Einschränkungen der Wirtschaftsaktivität dürfte bei der Produktion das Vorkrisenniveau erst zum Ende des Prognosezeitraums erreicht werden. Für dieses Jahr erwarten wir im Jahresdurchschnitt einen Rückgang des BIP um 5,8%. Im kommenden Jahr dürfte die Produktion im Jahresdurchschnitt um 6,4% ausgeweitet werden.

Schmidt, T., G. Barabas, B. Blagov, N. Isaak, P. Jäger, M. Micheli, P. Schacht und K. Weyerstraß (2020), Corona-Krise belastet die konjunkturelle Erholung in Deutschland. RWI Konjunkturberichte, 71, 2, 5-34

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