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RWI Positionen #55

2013

Roland Döhrn

Exporte ohne Sühne?

Außenhandelsüberschüsse in der Eurozone

Deutschland sieht sich derzeit mit Forderungen konfrontiert, seine Außenhandelsüberschüsse durch eine Stimulierung der Binnennachfrage zu verringern. Das ist jedoch nicht zielführend. Denn als Mitglied der Eurozone hat die deutsche Regierung die wichtigste Einflussgröße außenwirtschaftlicher Salden, den Wechselkurs, aus der Hand gegeben. Handelsbilanzen innerhalb der Eurozone müssen daher anders bewertet werden als jene gegenüber Drittländern. Innerhalb eines funktionierenden Binnenmarktes spiegeln nationale Leistungsbilanzen vor allem Unterschiede der Wettbewerbsfähigkeit und der regionalen Spezialisierung wider. Es ist eines der Hauptziele von Binnenmarkt und Währungsunion, die Vorteile dieser Arbeitsteilung zwischen Unternehmen und Ländern in der EU zu realisieren. Zudem ist eine Angleichung der realwirtschaftlichen Bedingungen in der Eurozone absehbar. Bis diese Entwicklung eine deutliche Verringerung der Unterschiede in den Leistungsbilanzen bewirkt hat, sind Kapitalströme von Überschuss- in Defizitländer weiterhin notwendig. Diese erfolgen weitgehend automatisch über eine Vielzahl privatwirtschaftlicher aber auch über öffentliche Kanäle. Zusätzliche Maßnahmen auf der Nachfrageseite anzusetzen ist jedoch weder notwendig noch sinnvoll.