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Der Gynäkologe

2015

Boris Augurzky, Rolf Kreienberg, Roman Mennicken

Zukunft der stationären Versorgung in Gynäkologie und Geburtshilfe

The future of stationary gynecologic and obstetric care

Hintergrund: Die typische Fachabteilung der Gynäkologie und Geburtshilfe zeichnet sich durch kleine, sinkende Fallzahlen und durch wirtschaftliche Schwierigkeiten aus. Von 1717 Allgemeinkrankenhäusern in 2007 besaßen 982 eine Abteilung für Gynäkologie oder Geburtshilfe. Im Durchschnitt wurden in jeder Klinik 2250 Patientinnen behandelt, 1540 mit geburtshilflichen, etwa 660 mit gynäkologischen Hauptdiagnosen. Bis 2013 kam es zwar bereits zu einem Rückgang der Zahl der Fachabteilungen von 11 %, doch die Herausforderungen sind aufgrund der demografischen Entwicklung und einer zunehmenden Ambulantisierung des Fachs, besonders in der Gynäkologie, nach wie vor präsent. Ziel: Die gegenwärtige Struktur mit vielen kleinen Einrichtungen und hohen Vorhaltekosten ist im Durchschnitt nicht wirtschaftlich tragbar und wird es bei sinkenden Fallzahlen immer weniger sein. Eine weitere stärkere Bündelung der Kapazitäten mit der Aufgabe von Standorten ist unausweichlich. Analysiert werden die Auswirkungen eines solchen Konzentrationsprozesses. Material und Methoden: Für die Analyse stehen administrative Daten nach § 21 KHEntgG für alle etwa 1717 DRG-Krankenhäuser aus 2007 zur Verfügung. Anhand dieser Daten wird die Fallzahl bis 2030 auf Grundlage der demografischen Entwicklung und einer zu erwartenden Ambulantisierung fortgeschrieben. Ermittelt werden die Krankenhausstandorte, die eine zu geringe Fallzahl ausweisen, um eine wirtschaftliche Leistungserbringung zu ermöglichen. In einer Simulation werden diese Standorte geschlossen, analysiert werden die dann nötigen Fahrtzeiten zum nächsten erreichbaren Standort. Ergebnisse und Diskussion: In 2020 dürfte die Fallzahl insgesamt um 12 % niedriger als 2007 liegen, 2030 sogar um bis zu 27 %. Eine Restrukturierung sollte grundsätzlich getrennt für städtische und ländliche Regionen erfolgen. Auf dem Land böte sich die Bündelung von Leistungen in „Gesundheitszentren“ an, in städtischen Gebieten stationäre Zentren für komplexe Fälle. In 2020 könnten weniger als 600 Kliniken die Versorgung übernehmen, ohne die Erreichbarkeit zu gefährden, bis 2030 sogar weniger als 400.

Augurzky, B., R. Kreienberg und R. Mennicken (2015), Zukunft der stationären Versorgung in Gynäkologie und Geburtshilfe: The future of stationary gynecologic and obstetric care. Der Gynäkologe, 48, 7, 495–500

DOI: 10.1007/s00129-015-3722-z