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RWI Konjunkturberichte

2006

Roland Döhrn, Alena Brüstle, Torge Middendorf, Torsten Schmidt

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Nachlassende Expansion

Die Weltwirtschaft wuchs im ersten Halbjahr 2006 weiterhin kräftig, hat aber etwas an Schwung verloren. In den USA und Japan wurden die Zuwächse dabei spürbar geringer, im Euro-Raum hingegen gewann der Aufschwung deutlich an Stärke. Bei alledem stiegen die Verbraucherpreise insgesamt gesehen immer noch recht moderat. Die Teuerung war im Wesentlichen unmittelbar auf die höheren Preise für Energie und Rohstoffe zurückzuführen. In den USA jedoch hat mittlerweile auch die Kerninflation zugenommen und im Euro-Raum die Inflationserwartungen. Wir gehen daher davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen weiter anhebt. Für die USA unterstellen wir hingegen aufgrund der sich dort abschwächenden Konjunktur und der Risiken auf den Immobilienmärkten einen unveränderten Zins. Bezüglich der Rohstoffpreise basiert unsere Prognose auf der Annahme, dass sie nur leicht sinken werden und im langfristigen Vergleich hoch bleiben. Die Konjunktur in den Industrieländern wird sich unserer Einschätzung nach unterdiesen Bedingungen etwas abschwächen, in den USA ausgeprägter als im Euro-Raum. Hier dürfte der kräftige Aufschwung noch eine zeitlang anhalten, da er vor allem von der Inlandsnachfrage, insbesondere anziehenden Ausrüstungsinvestitionen getragen ist. Auch für Großbritannien erwarten wir ein Anhalten. In den USA hingegen dürften nachgebende Preise auf dem Immobilienmarkt die Expansion belasten. Ein Abdriften in eine Rezession sehen wir aber nicht. In den Schwellenländern, in denen das Wachstum im ersten Halbjahr 2006 vielfachkräftiger war als erwartet, zeichnet sich ebenfalls eine etwas schwächere Expansion ab. Für das Weltsozialprodukt (in Dollar zu Markt-Wechselkursen gerechnet) erwarten wir für dieses Jahr einen Anstieg um 3,5%, für das kommende um 3,0%. Der Welthandel (Waren) wird voraussichtlich um 8 bzw. 7% zulegen. Als wesentliches Risiko sehen wir, dass sich die globalen Ungleichgewichte gemäß unserer Prognose nicht verringern. Dadurch besteht weiterhin die Gefahr, dass der Dollar kräftig und abrupt abwertet.

Döhrn, R., A. Brüstle, T. Middendorf und T. Schmidt (2006), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Nachlassende Expansion. RWI Konjunkturberichte, 57, 2, 83-108

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