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acatech IMPULS

2020

Christoph M. Schmidt, Reinhard Hüttl, Ann-Kristin Achleitner, Stephan von Cramon-Taubadel, Roland Döhrn, Karl Max Einhäupl, Hans-Georg Frede, Tilman Grune, Thomas Lange, Markus Müschenich, Ortwin Renn, Herrmann Requardt, Dieter Spath, Derk Swider, Michael ten Hompel, Johannes Winter

Corona-Krise: Volkswirtschaft am Laufen halten, Grundversorgung sichern, Innovationsfähigkeit erhalten

Intervenieren – stabilisieren – stimulieren

Die Corona-Krise stellt das Gesundheitssystem auf eine nie dagewesene Belastungsprobe: Ein ungebremster Anstieg der Anzahl der Infektionen würde vor allem Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. Einem explosionsartigen Anstieg von Patienten mit schweren Krankheitsverläufen, die eine intensivmedizinische Behandlung erfordern, sind sie nicht gewachsen. Eine Testinfrastruktur, die einen Großteil der Infizierten frühzeitig und trennscharf erkennt, steht noch nicht zur Verfügung. Die Politik setzt daher aktuell vor allem auf allgemeine Einschränkungen des sozialen Lebens („Social Distancing“), um die Zahl der Neuansteckungen und damit die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Diese Maßnahmen haben zum Schutz der Bevölkerung höchste Priorität. Gleichzeitig haben sie ökonomische Folgen: Wirtschaftliche Aktivitäten kommen in einem nie dagewesenen Ausmaß zum Erliegen, nicht nur hierzulande, sondern zeitgleich in nahezu allen Volkswirtschaften. Daher ist eine globale Wirtschaftskrise unausweichlich geworden. Weder ihr Verlauf noch ihr Ausmaß sind aus heutiger Sicht seriös prognostizierbar. Auf exakte Konjunkturprognosen kommt es im Moment aber auch nicht an: Viel wichtiger ist die Einsicht, dass wir eine Vollbremsung der Volkswirtschaft und langanhaltenden Stillstand unbedingt vermeiden müssen – vor allem um das Gesundheitssystem zu Höchstleistungen zu befähigen, das Teil unseres Wirtschaftssystems ist („kommunizierende Röhren“). Darüber hinaus muss die Grundversorgung auch in allen anderen Lebensbereichen gewährleistet bleiben. Die Politik hat dies grundsätzlich erkannt und flankiert ihre Strategie zur Eindämmung der Epidemie daher mit stützenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Sie setzt unter anderem auf Regelungen zur Kurzarbeit, Liquiditätshilfen und Steuerstundungen, um Einkommensverluste der Haushalte auszugleichen und zu verhindern, dass Unternehmen mit gesunden Geschäftsmodellen allein von Liquiditätsproblemen in die Insolvenz gezwungen werden. Diese Stützungsmaßnahmen sind absolut notwendig. Die Hilfen müssen aber auch schnell und zielgerichtet ankommen. Die Bundesregierung muss die „Krisenwirtschaft“ auch organisatorisch eng begleiten und sollte die Entwicklungen in einem eigenen Krisen- und Expertenstab monitoren. Unser Beitrag zielt darauf ab, Anregungen für diese Herausforderung der praktischen Umsetzung zu geben. Er gliedert sich in drei Teile: 1. Wir fokussieren zunächst auf die unmittelbare Krisenintervention, die das Gesundheitssystem ertüchtigen, die wirtschaftliche Durststrecke überbrücken, und unternehmerische Potenziale mobilisieren muss. 2. Mit Blick auf die Folgen eines möglicherweise länger anhaltenden Herunterfahrens der wirtschaftlichen Aktivitäten nehmen wir ausgewählte versorgungsrelevante Wirtschaftsbereiche in den Blick, auf deren Stabilität die Gesellschaft besonders angewiesen ist. 3. Wir werben dafür, frühzeitig Stimuli für die Zeit „nach Corona“ vorzubereiten, um die Volkswirtschaft rechtzeitig aus dem Krisenmodus wieder in einen (nachhaltigen) Wachstumsmodus zu bringen. Gerade jetzt müssen wir an innovationspolitischen Zukunftsprojekten festhalten. In allen drei Bereichen spielen neue Technologien und Innovationen eine wichtige Rolle.