Zum Hauptinhalt springen

RWI Konjunkturberichte

2012

Roland Döhrn, Philipp David An de Meulen, Tobias Kitlinski, Martin Micheli, Torsten Schmidt, Simeon Vosen

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Schwächephase wird allmählich überwunden

Die internationale Konjunktur hat sich bis zum Jahresende 2011 deutlich abgekühlt. Insbesondere die Verschärfung der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum strahlt auf andere Regionen der Welt aus. Allerdings ist die Situation in den einzelnen Regionen recht unterschiedlich: In den meisten europäischen Ländern sank die Produktion im Schlussquartal 2011. Dort, wo aufgrund der Staatsschuldenkrise drastische Konsolidierungs- und Restrukturierungsprogramme aufgelegt wurden, brach die Produktion regelrecht ein. Dagegen hat in den USA der Aufschwung bis zuletzt an Kraft gewonnen, und in den asiatischen Ländern nahm die Industrieproduktion weiterhin deutlich zu. In Lateinamerika verlangsamte sich in wichtigen Ländern die Expansion in der zweiten Hälfte von 2011. Inzwischen deuten viele Indikatoren darauf hin, dass sich die weltwirtschaftliche Aktivität seit dem Dezember 2011 wieder belebt hat. Die Lage an den Finanzmärkten ist zwar weiterhin schwierig, jedoch gibt es auch hier Anzeichen einer Beruhigung. Dies alles gibt Anlass zu Optimismus. Allerdings gewinnen auch belastende Faktoren an Gewicht. So hat sich Rohöl in der jüngsten Zeit spürbar verteuert, insbesondere wohl aufgrund des sich zuspitzenden Konflikts mit dem Iran. Steigende Rohstoffpreise haben dazu geführt, dass die Inflation am aktuellen Rand nicht weiter gesunken ist. Dennoch dürften die Notenbanken in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften angesichts der noch bestehenden Probleme im Finanzsektor und der weiterhin unterausgelasteten Kapazitäten die Ausrichtung ihrer Geldpolitik nicht ändern. Dämpfend auf die Konjunktur wirkt voraussichtlich die Finanzpolitik. Sie wird angesichts der in vielen Ländern hohen Staatsverschuldung restriktiv ausgerichtet bleiben. Somit dürfte die Expansion in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Prognosezeitraum gedämpft blieben. Etwas günstiger als im Durchschnitt der fortgeschrittenen Volkswirtschaften sieht es in den USA aus. Die Belebung dort dürfte zunehmend auf andere Regionen ausstrahlen. In den Ländern, in denen drastische Schritte zur Konsolidierung der Staatshaushalte erforderlich sind, ist vorerst ein Rückgang der Wirtschaftsleistung zu erwarten. Diese Probleme dürften die Weltwirtschaft noch einige Zeit belasten. In den Schwellenländern wird die Expansion voraussichtlich kräftig bleiben, die Zuwächse dürften aber etwas geringer ausfallen als bisher. Damit gehen von ihnen wohl geringere Impulse für die internationale Konjunktur aus. Alles in allem dürfte die weltwirtschaftliche Produktion (in Kaufkraftparitäten gerechnet) 2012 um 3,3% zunehmen nach 3,8% im Jahr 2011. Für 2013 ist eine weitere Belebung zu erwarten, da die restriktiven Impulse seitens der Finanzpolitik voraussichtlich geringer werden. Der Zuwachs der weltwirtschaftlichen Produktion wird mit voraussichtlich 3,7% aber noch unter dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Döhrn, R., P. An de Meulen, T. Kitlinski, M. Micheli, T. Schmidt und S. Vosen (2012), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Schwächephase wird allmählich überwunden. RWI Konjunkturberichte, 63, 1, 5-42

Link zum Dokument