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RWI Konjunkturberichte

2012

Roland Döhrn, Philipp David An de Meulen, Tobias Kitlinski, Torsten Schmidt, Simeon Vosen

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Krise im Euro-Raum dämpft Weltwirtschaft

Die internationale Konjunktur hat sich in der ersten Hälfte dieses Jahres abgekühlt. In den USA und den asiatischen Schwellenländern hat der Aufschwung zuletzt an Tempo verloren. In Lateinamerika blieb der Zuwachs verhalten. Im Euro-Raum setzte sich erwartungsgemäß der Rückgang der Produktion fort. Die Staatsschuldenkrise und mit ihr einhergehend die Rezession in Euro-Raum belasten die Weltwirtschaft zunehmend. Für den Prognosezeitraum erwarten wir eine weiterhin nur verhaltene Expansion. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften dürfte die Finanzpolitik restriktiv ausgerichtet bleiben. Die Geldpolitik hat zwar bis zuletzt ihren Expansionskurs beibehalten, jedoch dürfte sie nicht ihre gewohnten Wirkungen entfalten, da der monetäre Transmissionsprozess nach wie vor gestört ist. Zwar gehen wir davon aus, dass die Regierungen und die Europäische Zentralbank (EZB) erste Schritte in Richtung einer Lösung der Staatsschuldenkrise unternehmen und so eine neuerliche Verschärfung vermeiden. Eine nachhaltige Verbesserung wird jedoch noch nicht eintreten. Unter diesen Rahmenbedingungen wird der Euro-Raum wohl für’s Erste in der Rezession verharren. Im kommenden Jahr dürften allerdings der Restriktionsgrad der Finanzpolitik geringer werden und erste Strukturreformen greifen. In den USA wird die Expansion voraussichtlich gedämpft bleiben, weil zum Jahresende in erheblichem Umfang Maßnahmen zur Konjunkturstimulierung auslaufen, die nur zum Teil fortgeführt werden dürften. Positiv dürfte aber wirken, dass die Lage am Immobilienmarkt begonnen hat sich zu stabilisieren. In Japan sind Steuererhöhungen und der Abbau von Steuervergünstigungen angekündigt. In allen Ländern dürften die wieder gestiegenen Weltmarktpreise für Rohöl und Nahrungsmittel nach und nach auf die Verbraucherpreise durchschlagen und die Kaufkraft der Konsumenten belasten. Alles in allem dürfte das BIP der fortgeschrittenen Volkswirtschaften um 1,2% in diesem und 1,4% im kommenden Jahr expandieren. Angesichts dieser nur zögerlichen Expansion dürfte der Gegenwind für die Konjunktur in den Schwellenländern nur allmählich nachlassen. Zudem belasten in einigen großen Volkswirtschaften hausgemachte Probleme. Da die Staatshaushalte aber oft in einer recht guten Verfassung sind, haben einige Länder auf die nachlassende Konjunktur bereits mit stimulierenden Maßnahmen reagiert. Zudem haben die Notenbanken häufig bereits die Leitzinsen gesenkt. Wir erwarten daher, dass sich die Expansion in den Schwellenländern sich von 5,1% in diesem auf 5,8% im kommenden Jahr verstärkt. Alles in allem dürfte damit die weltwirtschaftliche Produktion (in Kaufkraftparitäten gerechnet) in diesem Jahr um 3,2% und im kommenden um 3,6% zunehmen, was deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt liegt. Der Welthandel wird daher voraussichtlich nur verhalten um 2,4% in diesem und 3,8% im kommenden Jahr expandieren.

Döhrn, R., P. An de Meulen, T. Kitlinski, T. Schmidt und S. Vosen (2012), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Krise im Euro-Raum dämpft Weltwirtschaft. RWI Konjunkturberichte, 63, 2, 5-39

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