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RWI Projektberichte

2017

Mark Andor, Gunther Bensch, Katja Fels, Nadine Kneppel

Meta-Analyse kausaler Effekte von verhaltensökonomischen Interventionen auf den Energieverbrauch privater Haushalte

Projektbericht an das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und das Forschungszentrum Verbraucher, Markt und Politik | CCMP an der Zeppelin Universität; 28. Dezember 2017

Die vorliegende Studie fasst die vorhandene Forschung zu Effekten von verhaltensökonomischen Interventionen auf das Energiesparverhalten privater Haushalte systematisch zusammen und präsentiert die Ergebnisse in Form einer Meta-Analyse. Eine solche Meta-Analyse wendet quantitative und statistische Methoden an, um allgemeine Effektgrößen von Interventionen anhand der Einzelergebnisse unterschiedlicher Primärstudien zu berechnen. Konkret werden fünf der am weitesten verbreiteten und als politisch machbar einzuschätzenden verhaltensökonomischen Interventionen analysiert: Feedback (Rückmeldung), Sozialer Vergleich, Selbstbindung, Zielsetzung sowie Labeling. Unsere Studie erweitert eigene Arbeiten zu dem Thema (Andor und Fels 2017a) und baut auf früheren Reviews anderer Autoren auf. Diese älteren Überblicksstudien beschränken sich auf Teile der genannten Interventionen. Labeling wurde beispielsweise bislang nicht systematisch untersucht, obwohl Energie-Labels weltweit bereits im großen Umfang eingesetzt werden und potenziell Millionen von Kaufentscheidungen beeinflussen. Die Studien weisen zudem auf Probleme bei der Einbeziehung von Effekten aus Studien hin, die aufgrund methodischer Unzulänglichkeiten lediglich in der Lage sind eine Gleichzeitigkeit von Entwicklungen abzubilden (Korrelation) anstatt kausale Effekte zu identifizieren, also die ursächliche Wirkungsbeziehung zwischen einer Maßnahme und der daraus resultierenden Verhaltensänderung. So finden die Autoren Anzeichen dafür, dass die Effekte mit der Qualität des angewandten Evaluierungsansatzes abnehmen: Ansätze, die besser in der Lage sind kausale von nicht-kausalen Effekten zu trennen, dokumentieren tendenziell eine geringere Wirksamkeit der Interventionen. Für die politische Relevanz von Studienergebnissen ist die methodische Qualität somit entscheidend (Imbens und Wooldridge 2009). Die vorliegende Studie greift dieses Defizit in der bisherigen Forschung auf, indem ausschließlich Studien betrachtet werden, die eine empirische Methode verwenden, welche eine Identifizierung kausaler Effekte zwischen der Intervention und dem Energieverbrauch ermöglicht. Unseres Wissens nach ist dies die erste Meta-Analyse, die systematisch alle publizierten Ergebnisse der Verhaltensökonomik sowie verwandter Forschungsgebiete auf Basis einer rigorosen Bewertung der zugrundeliegenden Methodik zusammenstellt und analysiert. Der Fokus dieser Meta-Analyse liegt auf der Berücksichtigung von Studien, die Effekte der Maßnahmen auf den Energieverbrauch, konkret den Strom- und Gasverbrauch, untersuchen. Zusätzlich werden Studien berücksichtigt, welche die Effekte auf den Wasserverbrauch ermitteln, da die Maßnahmen auch in diesem Fall zum Zwecke der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs angewendet werden und die Grundmechanismen als ähnlich einzuschätzen sind. Um einen möglichst umfassenden und aktuellen Überblick über die relevante ökonomische und psychologische Forschung zu geben, berücksichtigt die Meta-Analyse alle Studien, die bis Mai 2017 als Diskussionspapiere oder in begutachteten Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Dies ist umso wichtiger, als es in der jüngeren Vergangenheit eine Zunahme an qualitativ hochwertigen Studien gab, insbesondere in Form großangelegter randomisierter Feldexperimente. Im Folgenden werden die in diesem Ergebnisbericht vorgestellten verhaltensökonomischen Interventionen eingeführt, auch in Abgrenzung zu anderen Instrumenten zur Förderung von Energieeinsparungen (Kapitel 2), bevor die angewendete Methodik skizziert wird (Kapitel 3). Kapitel 4 stellt die Analysen und deren Resultate vor, bevor Kapitel 5 mit einer zusammenfassenden Diskussion abschließt, die auch auf die Frage eingeht, welche Handlungsempfehlungen sich für die baden-württembergische Verbraucherpolitik ableiten lassen.