Statement von Christoph M. Schmidt zum Ergebnis des Brexit-Referendums
Die Mehrheit für den Brexit ist ein tragisches Ergebnis für Großbritannien und die Europäische Union. Denn zentrale Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, Migration, Terrorismus – erfordern zweifellos eine enge und intensive internationale Zusammenarbeit. Und dafür bietet innerhalb Europas die Europäische Union nach wie vor den richtigen Rahmen. Auch im Bereich der Wirtschaftspolitik wird Großbritannien der EU als Stimme der Marktwirtschaft sehr fehlen.
Um den Zusammenhalt der verbleibenden Mitgliedstaaten nicht zu gefährden, sollte sich die EU nun umso mehr auf das Prinzip der Subsidiarität besinnen: Nur jene Dinge sollten europäisch geregelt werden, für die eine gemeinschaftliche Herangehensweise vernünftig ist. In diesen Bereichen muss es aber eine Stärkung der demokratischen Teilhabe geben, die auch in der Bevölkerung ankommt. Für viele Aspekte der Wirtschaftspolitik sollten hingegen die nationalen Regierungen mehr eigene Verantwortung übernehmen - insbesondere dort, wo es um die Rahmenbedingungen für ein solides Wirtschaftswachstum geht. Nur so lässt sich das doppelte Versprechen der europäischen Integration wirklich einlösen, Frieden und Wohlstand zu sichern.
Prof. Dr. Christoph M. Schmidt ist Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professor an der Ruhr-Universität Bochum.