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Fußball-EM 2008: Nationalgefühl beeinflusst Wettverhalten

Das Nationalgefühl von Fußballfans spiegelt sich auch in den Quoten der Fußballwetten wider. Wie eine aktuelle Untersuchung des RWI Essen und der Humboldt-Universität zu Berlin im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2008 zeigt, werden in mehreren Ländern die von den Buchmachern angebotenen Wettquoten davon beeinflusst, ob es sich um das eigene Team oder das eines anderen Landes handelt. Die Verzerrungen sind ...

Das Nationalgefühl von Fußballfans spiegelt sich auch in den Quoten der Fußballwetten wider. Wie eine aktuelle Untersuchung des RWI Essen und der Humboldt-Universität zu Berlin im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft 2008 zeigt, werden in mehreren Ländern die von den Buchmachern angebotenen Wettquoten davon beeinflusst, ob es sich um das eigene Team oder das eines anderen Landes handelt. Die Verzerrungen sind allerdings nicht groß genug, um aus ihnen eine profitable Anlagestrategie abzuleiten. Für Deutschland, England, Tschechien und die Niederlande lassen sich keine Abweichungen nachweisen.

Bei Fußballwetten sorgt das Nationalgefühl in vielen europäischen Ländern für systematische Verzerrungen der von den Buchmachern auf den Sieg der eigenen Nationalmannschaft angebotenen Wettquoten. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des RWI Essen und der Humboldt-Universität zu Berlin. Grundlage der Studie sind Wettquoten von Online-Buchmachern aus zwölf europäischen Ländern, die während der Qualifikationsphase zur Fußball-Europameisterschaft 2008 gesammelt wurden.

Demnach werden in Bulgarien und Dänemark in Heim- und in Auswärtsspielen die Siegchancen der eigenen Nationalmannschaft im Durchschnitt höher angesetzt als in anderen Ländern. Das gleiche gilt für Auswärtsspiele der spanischen und Heimspiele der italienischen Nationalmannschaft. Dagegen werden in Schweden die Siegchancen der eigenen Nationalmannschaft in Heim- und Auswärtsspielen niedriger angesetzt als in anderen Ländern. Für Frankreich und Slowenien finden sich diese Abweichungen nur für Heimspiele. In Deutschland, England, Tschechien und den Niederlanden gibt es hingegen keine Hinweise für eine unterschiedliche Bewertung der eigenen Nationalmannschaft.

Verzerrungen können sich für Wetter vor- und nachteilig auswirken

Diese Befunde sind durch ein unterschiedliches Wettverhalten in den einzelnen Ländern erklärbar. Einerseits kann eine Wahrnehmungsverzerrung dafür sorgen, dass die Siegchancen der eigenen Nationalmannschaft überschätzt werden. Buchmacher können eine solche Wahrnehmungsverzerrung zu ihrem Vorteil nutzen, indem sie ihre Quote auf den Sieg der Heim-Mannschaft entsprechend reduzieren. Andererseits kann eine Loyalitätsverzerrung verhindern, dass Wetter - wegen ihrer emotionalen Bindung an die eigene Nationalmannschaft - gegen das eigene Team setzen. Letzteres kann sowohl zu niedrigeren aber auch zu höheren Quoten führen, also durchaus auch zum Vorteil der heimischen Wetter sein.

Profitable Anlagestrategien lassen sich aus den Ergebnissen der Studie allerdings nicht ableiten. Denn die von den Buchmachern erhobene Wettgebühr ist größer als die Gewinne, die sich erzielen lassen, wenn man die festgestellten "Preisunterschiede" gezielt ausnutzt.

Ihre Ansprechpartner dazu:
Dr. Michael Kvasnicka, Tel.: (030) 20 21 598-14, e-mail
Sabine Weiler (Pressestelle RWI Essen), Tel.: (0201) 81 49-213, e-mail

Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #42 ("Against All Odds? National Sentiment and Wagering on European Football") zugrunde. Es ist unter www.rwi-essen.de/publikationen/ruhr-economic-papers/ als pdf-Datei erhältlich.