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RWI Konjunkturberichte

2008

Roland Döhrn, Torge Middendorf, Torsten Schmidt

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Zwischen Rezessionsängsten und Inflationsgefahren

Die internationale Konjunktur hat sich um die Jahreswende 2007/08 abgekühlt, insbesondere in den USA, wo das BIP im vierten Quartal 2007 kaum noch zunahm. In den europäischen Ländern haben die Auftriebkräfte weniger stark nachgelassen. In Japan ist das BIP zum Jahresende recht kräftig gewachsen, vorlaufende Indikatoren zeigen jedoch auch hier eine Abkühlung an. Auf die Entwicklungs- und Schwellenländer hat das Nachlassen der Auftriebskräfte in den Industriestaaten bisher kaum durchgeschlagen. Die chinesische Wirtschaft wuchs gegen Ende 2007 erneut zweistellig. In anderen asiatischen Schwellenländern und in Lateinamerika blieb die Expansion ebenfalls recht kräftig. In der ersten Jahreshälfte 2008 dürfte die Expansion in den Industrieländern schwachbleiben. Hierauf deuten Daten für die ersten Monate 2008 wie auch vorlaufende Indikatoren hin. Für die USA erwarten wir für dieses Jahr nach einem schwachen ersten und zweiten Quartal eine allmähliche Erholung. Zwar ist fraglich, ob eine flaue US-Konjunktur – wie manche Beobachter meinen – die wirtschaftliche Entwicklung in der übrigen Welt weniger belasten wird als früher. Allerdings dürfte die dortige Abschwächung nur mit zeitlicher Verzögerung und regional differenziert auf die übrigen Volkswirtschaften durchschlagen. Das Weltsozialprodukt wird preisbereinigt – gewichtet mit dem BIP in Dollar – in diesem Jahr um 2,5% und im kommenden Jahr um 2,9% zunehmen, nach 3,2% im Jahr 2007. Der Welthandel dürfte dann um 5,5 bzw. 7% wachsen (2007: 6%).In konjunkturellen Wechsellagen ist die Prognoseunsicherheit erfahrungsgemäß besonders groß. Es ist keineswegs als gesichert anzusehen, dass die Weltwirtschaft tatsächlich resistenter gegenüber einer Konjunkturschwäche in den USA geworden ist. Dies gilt umso mehr, als die Finanzmarktturbulenzen weltweit Spuren hinterlassen, die Risikoaufschläge überall steigen und die Banken in vielen Ländern restriktiver bei der Kreditvergabe geworden sind.

Döhrn, R., T. Middendorf und T. Schmidt (2008), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Zwischen Rezessionsängsten und Inflationsgefahren. RWI Konjunkturberichte, 59, 1, 3-29

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