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Ruhr Economic Papers #1045

Public Transport Pricing: An Evaluation of the 9-Euro Ticket and an Alternative Policy Proposal

In der laufenden Debatte um die Preisgestaltung im öffentlichen Personennahverkehr werden Pauschaltarife zu einem immer größeren Trend. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr ein Pauschalticket in Deutschland eingeführt, mit dem man von Juni bis einschließlich August für nur 9 Euro pro Monat alle öffentlichen Nahverkehrsmittel im Land nutzen konnte. In diesem Beitrag untersuchen wir zunächst, inwieweit das 9-Euro Ticket einen Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel bewirken konnte. Dafür bewerten wir die Auswirkungen dieser kurzfristigen Maßnahme auf Mobilitätsverhalten und Verkehrsemissionen und vergleichen unsere Ergebnisse mit Analysen von anderen Autoren, die andere empirische Ansätze verfolgen. Die kombinierten Ergebnisse zeigen, dass der pauschale ÖPNV-Zugang nur eine marginale Verlagerung vom Auto hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln bewirkt hat. Dies ergibt sich daraus, dass das 9-Euro Ticket in erster Linie zur Ausweitung der persönlichen Mobilität und nicht zur Substitution bestehender Fahrten genutzt wurde. In einem weiteren Schritt unterziehen wir das 9-Euro Ticket einer Kosten-Nutzen-Analyse auf der Grundlage der eingesparten CO2-Emissionen und kommen zu dem Schluss, dass die Kosten des Tickets im Vergleich zu anderen klimapolitischen Maßnahmen überproportional hoch ausfallen. Wir nutzen diese Ergebnisse als Ausgangspunkt für eine Diskussion von Pauschaltarifen im ÖPNV, wobei wir Erkenntnisse aus ähnlichen Tarifmaßnahmen in anderen europäischen Städten und der ökonomischen Theorie einbeziehen. In Summe führt uns dies zu dem Schluss, dass es bessere Optionen gibt. Anstelle eines Pauschaltickets fordern wir ein preiswertes und dynamisches Tarifsystem für den ÖPNV, bei dem die Preise in den Hauptverkehrszeiten höher als in den Nebenverkehrszeiten sind, um eine Überlastung während der Hauptverkehrszeiten zu vermeiden. Gleichzeitig sollte ein dynamisches Mautsystem auf deutschen Straßen eingeführt werden. In Kombination würde dies die negativen externen Effekte des Autofahrens weiter reduzieren, Einnahmen zur Unterstützung des Personennahverkehrs generieren und einen stärkeren Anreiz zum Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel bieten.

ISBN: 978-3-96973-214-4

JEL-Klassifikation: R48, Q48, Q51

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