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Die wirtschaftliche Entwicklung im Inland: Dienstleistungen erholen sich von der Pandemie – Lieferengpässe belasten die Industrie

Die Konjunktur in Deutschland nimmt im Zuge der Lockerungen der Infektionsschutzmaßnahmen wieder Fahrt auf. Noch im ersten Quartal hat eine erneute Verschärfung der Infektionsschutzmaßnahmen die Wirtschaftsaktivität zurückgehen lassen. Inzwischen wurden aufgrund der sinkenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus die Beschränkungen der wirtschaftlichen Aktivitäten gelockert, so dass insbesondere in den Dienstleistungsbereichen eine Erholung eingesetzt hat. Mit der zu erwartenden kräftigen Ausweitung der Wirtschaftsleistung dürften die Dienstleistungen die konjunkturelle Erholung vorantreiben. Dagegen ist zu erwarten, dass das Produzierende Gewerbe vorübergehend durch die zunehmenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten ausgebremst wird. Nachfrageseitig dürfte vor allem der private Konsum von den Lockerungen begünstigt werden. Mit etwas Verzögerung dürften aber auch die Investitionen wieder deutlicher ausgeweitet werden. Insgesamt erwarten wir, dass das BIP in diesem Jahr im Jahresdurchschnitt um 3,7% und im kommenden Jahr um 4,7% ausgeweitet wird. Dabei findet die Erholung von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie vor allem in diesem Jahr statt. So wird das BIP das Vorkrisenniveau zum Ende dieses Jahres erreichen. Im ersten Halbjahr 2021 war die Erholung am Arbeitsmarkt noch längere Zeit durch die anhaltenden Infektionsschutzmaßnahmen ausgebremst. Um die Beschäftigten in den Betrieben zu halten, wurde wieder vermehrt auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen. Im weiteren Verlauf des Jahres dürfte die Zahl der Menschen in Kurzarbeit aber rasch zurückgehen, wenngleich die Regelungen für den vereinfachten Zugang zur Kurzarbeit erneut verlängert wurden. Dies zeigen die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Im dritten Quartal dürfte die Kurzarbeit ihr übliches Vorkrisenniveau erreichen. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte nach dem deutlichen coronabedingten Rückgang in diesem Jahr 2021 insgesamt nur leicht steigen. Dabei erholt sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit 0,4% im laufenden Jahr deutlich schneller als die Zahl der Selbstständigen. Nachdem die Arbeitslosenquote 2020 auf 5,9% geklettert war, dürfte sie im aktuellen Jahr auf 5,8% und im kommenden Jahr auf 5,2% zurückgehen. Die Verbraucherpreise in Deutschland sind seit Beginn dieses Jahres aufgrund von Sondereffekten deutlich gestiegen. Im Prognosezeitraum dürften die Preissteigerungen bei einige Rohstoffen und Vorprodukten den Preisdruck bei den Verbraucherpreisen zunehmen lassen. Für dieses Jahr erwarten wird daher im Durchschnitt einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,5%. Im kommenden Jahr dürfte die Teuerung durchschnittlich 1,9% betragen. Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte 2021 knapp 160 Mrd. Euro betragen und damit nochmals höher als das des Vorjahres (149 Mrd. Euro) ausfallen. Ein wesentlicher Grund sind die im Zuge der Corona-Pandemie weiterhin gezahlten Unternehmenshilfen. Der Nachtragshaushalt des Bundes für das Jahr 2021 sieht Unternehmenshilfen in Höhe von 65 Mrd. Euro vor. Die tatsächliche Höhe dürfte geringer ausfallen, wir gehen von etwa 30 Milliarden Euro aus. Im Jahr 2022 ist ein Rückgang der Staatsausgaben zu erwarten. Der Fehlbetrag der öffentlichen Haushalte dürfte dann nur noch knapp 68 Mrd. Euro betragen.

Schmidt, T., G. Barabas, N. Benner, N. Isaak, R. Jessen, F. Kirsch, P. Schacht und K. Weyerstraß (2021), Die wirtschaftliche Entwicklung im Inland: Dienstleistungen erholen sich von der Pandemie – Lieferengpässe belasten die Industrie. RWI Konjunkturberichte, 72, 2, 5-34

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