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RWI-Studie: Auswärtsfans entscheiden Fußballspiele mit

RWI-Studie zu deutschen Profi-Ligen: 1.000 zusätzliche Auswärtsfans steigern die Punktgewinn-Chancen um bis zu 5,4 Prozent.

Auswärtsfans beeinflussen Spielergebnisse messbar. Das zeigt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Studienautor Joschka Flintz analysierte sechs Saisons der drei deutschen Profi-Ligen. Das zentrale Ergebnis: Pro 1.000 zusätzliche Auswärtsfans steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Punktgewinn im Durchschnitt um bis zu 5,4 Prozent. Dies entspricht einer Steigerung der Siegchancen um bis zu 2,3 Prozentpunkte. Gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit für einen Heimsieg der gegnerischen Mannschaft um bis zu 3,1 Prozentpunkte.

Distanz und Anstoßzeit entscheiden über Fanreisen

Zwei Faktoren bestimmen wesentlich, wie viele Fans ihre Mannschaften zu Auswärtsspielen begleiten: die Reisestrecke zum Stadion und die Anstoßzeit. Bei ungünstigen Terminen reagieren Fans besonders empfindlich auf weite Wege. Freitag- und Sonntagsspiele halten mehr zurück als Samstagspartien.

Strukturunterschiede

Vereine mit großen Fanbasen haben systematische Vorteile. Sie bringen mehr Unterstützung zu Auswärtsspielen mit. Das verbessert ihre Leistung messbar. Die ungleiche Verteilung günstiger Anstoßzeiten verstärkt diese Unterschiede zusätzlich. In der Saison 2024/25 spielten zwölf Bundesliga-Teams mindestens elfmal am Samstag auswärts. Mainz 05 hatte dagegen beispielsweise nur sieben Termine am Samstag.

„Bisher war der Einfluss von Auswärtsfans eher ein Bauchgefühl“, erklärt Studienautor Joschka Flintz, RWI Research Fellow und Wissenschaftler am Johann Heinrich von Thünen-Institut. „Jetzt haben wir belastbare Zahlen. Besonders interessant war für mich, wie stark die Anstoßzeiten die Fanreisen beeinflussen. Das hat direkte Auswirkungen auf die Siegchancen der Vereine.“

Einschränkungen der Studie

Die Analyse beschränkt sich auf deutsche Profi-Ligen. Kulturelle Unterschiede in anderen Ländern könnten zu abweichenden Ergebnissen führen. Zudem variiert der Fan-Effekt vermutlich stark zwischen verschiedenen Vereinen und Ligen.

Die Studie kann nicht alle störenden Faktoren vollständig ausschließen. Verletzungen, Trainerwechsel oder internationale Partien unter der Woche können sowohl Fanreisen als auch Spielergebnisse beeinflussen.

Konsequenzen für Liga-Organisation

Die Ergebnisse können direkte Auswirkungen haben. Verbände können ihre Ansetzungspraxis überdenken. Vereine können vermehrt attraktive Fan-Transport-Möglichkeiten anbieten. Kurz gesagt: Was Fans schon lange wussten, ist jetzt messbar – sie entscheiden Spiele mit.

Ihre Ansprechpartner dazu:

Dr. Joschka Flintz, joschka.flintz@thuenen.de, Tel. (0531) 2570 1315
Alexander Bartel (Kommunikation), alexander.bartel@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-354

Dieser Pressemitteilung liegt Ruhr Economic Paper #1169 „When Fans Travel: Determinants and Effects of Away Support in Football“ von Joschka Flintz zugrunde.

Über das RWI:
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung ist ein führendes Zentrum für wirtschaftswissenschaftliche Forschung und evidenzbasierte Politikberatung in Deutschland und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Die Forschung des RWI wird durch einen international besetzten wissenschaftlichen Beirat kritisch begleitet. Zudem wird das Institut regelmäßig durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert. Die Forschungsarbeiten des RWI basieren auf neuesten theoretischen Konzepten und moderne empirischen Methoden.