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Empirical Essays on Spatial Heterogeneities and Impact Evaluations

Dissertation, Mercator School of Management, Fakultät für Betriebswirtschaftslehre

In der Stadt- und Regionalökonomie ist eine kausale Schlussfolgerung nur auf Basis einer umfassenden Datenanalyse, welche räumliche und zeitliche Einflussfaktoren berücksichtigt und anerkennt, dass benachbarte Gebiete Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede aufweisen können, möglich. Die Erfassung räumlicher Einflussfaktoren erweist sich als anspruchsvoll, da Überlappungseffekte und regionale Eigenheiten die Identifizierung kausaler Effekte erschweren. Zudem ist die direkte Messung einiger städtischer Variablen, beispielsweise des Zugangs zu Grünflächen und Umgebungslärm, mit Herausforderungen verbunden. In der empirischen Wirtschaftsforschung werden daher Methoden wie die hedonische Preisfunktion eingesetzt, um die Wirkung innerhalb von Stadtvierteln zu veranschaulichen und bisher unbeobachtete Zusammenhänge aufzudecken. Diese Überlegungen erstrecken sich auch auf den politischen Sektor, in dem die politischen Entscheidungsträger berücksichtigen müssen, dass sowohl Heterogenitäten als auch Ähnlichkeiten über Zeit und Raum hinweg, die Wirksamkeit von nationalen Strategien beeinträchtigen können. Deutschland mit seiner hohen, aber gleichzeitig diversen Bevölkerungsdichte stellt für derartige Betrachtungen ein besonders interessantes Fallbeispiel dar. Diese Dissertation erörtert empirisch in insgesamt drei Kapiteln, dass groß angelegte Interventionen auf nationaler Ebene, ob politisch motiviert oder unabhängig von politischen Einflusssphären, diversifizierte Auswirkungen haben können. Allerdings hängt ihr Wirkungsgrad von regionalen und zeitlichen Faktoren, die die finalen Ergebnisse solcher Interventionen auf lokaler Ebene beeinflussen können, ab. Im ersten Kapitel werden die Auswirkungen von Schienenlärm auf Immobilienpreise in Deutschland untersucht. Dabei wird das sogenannte Schienenlärmschutzgesetz (Railroad Noise Protection Act (RNPA) in englisch), eine Maßnahme die Umgebungslärm im Schienengüterverkehr reduzieren soll, als Grundlage exogener Variation ausgeschöpft und die Auswirkungen der gesetzesbedingten Lärmreduzierung auf lokale Immobilienwerte erforscht. Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer detaillierten Analyse von Daten zu Hauspreisen und dem Schienennetz. Dabei wurde ein Differenz-in-Differenzen-Ansatz verwendet, um die Auswirkungen der schrittweisen Einführung des RNPA auf die Hauspreise in Schienennähe zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ankündigung des RNPA zu einem Anstieg der Hauspreise in Schienennähe um 0,5 % führte. Dieser Effekt verstärkte sich bei der vollständigen Umsetzung des Schienenlärmschutzgesetzes im Jahr 2020 auf 2,5 %. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass die positiven Auswirkungen mit zunehmender Entfernung von den Gleisen abnehmen, wobei jenseits von 1 km keine messbaren Auswirkungen mehr zu verzeichnen sind. Gebiete, die verschiedenen Lärmquellen ausgesetzt sind, darunter Eisenbahnen, Flughäfen und Industriestandorte, profitieren, mit Preissteigerungen von bis zu 6,9 %, jedoch am meisten vom RNPA. Dies unterstreicht die Wirksamkeit gezielter politischer Maßnahmen zur Bekämpfung verschiedener Lärmquellen. In Kapitel 2, das gemeinsam mit Philipp Breidenbach verfasst wurde, untersuchen wir die Auswirkungen der Fluglärmbelastung auf Wohnungspreise. Dieses Kapitel baut auf der Analyse des Schienenverkehrslärms in Kapitel 1 auf. Unter Zuhilfenahme sogenannter strategische Lärmkarten und der Berücksichtigung der COVID-19-Pandemie als quasi-experimentelles Ereignis, beleuchten wir den Zusammenhang zwischen reduziertem Fluglärm und Immobilienpreise in den betroffenen Regionen. Die Studie zeigt, dass die Preise für Wohnungen, die zuvor von Lärm betroffen waren, in ruhigeren Zeiten um 2,3 % steigen. Der Effekt erreicht im Jahr 2021 mit 6 % seinen Höhepunkt und klingt bis 2022 wieder ab. Die unmittelbaren Preisreaktionen werfen die Frage auf, ob die Annahme stabiler Wohnungsmärkte aufrechterhalten werden kann. Zudem deuten sie auf Informationsasymmetrien und künftige Entwicklungen in der Luftfahrtindustrie als Faktoren hin, die zu den beobachteten Auswirkungen beitragen. Im letzten Kapitel, das gemeinsam mit Manuel Frondel und Colin Vance entstanden ist, erfolgt eine Verlagerung des Schwerpunkts von der Analyse von Umgebungslärm auf die Analyse von Steuersenkungen im Kraftstoffmarkt. Im Speziellen wird die Kraftstoffsteuerermäßigung (Tankrabatt; Fuel Tax Discount (FTD) in englischer Sprache), welche von der deutschen Regierung als Reaktion auf die stark gestiegenen Kraftstoffpreise eingeführt wurde, untersucht. Im Folgenden wird beleuchtet, inwieweit die Steuersenkungen an die Verbraucher weitergegeben werden und wie sich diese Umwälzungsraten zeitlich und räumlich verändern. Zur Untersuchung der Zusammenhänge wird auf hochfrequente Daten aus Deutschland und Frankreich zurückgegriffen. Diese zeigen, dass 96 % der Steuerermäßigung für Dieselkraftstoff an die Verbraucher weitergegeben wurde, während die Weitergabe für Benzin nur 86 % erreichte. Dies deutet zunächst darauf hin, dass die Politikmaßnahme des Tankrabatts wirksam umgesetzt wurde. Allerdings nahm die Weitergabe der Steuersenkungen im Laufe der Zeit ab, sodass bis zum Ende des FTD-Zeitraums nur noch geringe Anteile weitergegeben wurden. Regionale Unterschiede zeigen, dass einkommensschwache Gebiete stärker von der FTD profitierten, jedoch blieben die abnehmenden Auswirkungen in allen Regionen bestehen.

Universität Duisburg-Essen

DOI: 10.17185/duepublico/81877