Spatial distributive justice has many faces: The case of siting renewable energy infrastructures
Infrastrukturen zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen (EE) bringen lokale Vorteile und Belastungen für die Gemeinden in ihrer Umgebung mit sich. Die räumliche Verteilung dieser lokalen Vorteile und Belastungen ist in der Regel heterogen, was häufig Bedenken hinsichtlich der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit aufwirft. In diesem Papier entwickeln wir zunächst einen analytischen Rahmen, um die Literatur auf diesem Gebiet zusammenzufassen. Unser Rahmen macht deutlich, dass Ansätze zur räumlichen Verteilungsgerechtigkeit drei grundlegende Fragen beantworten müssen: Wer sind die Adressaten der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit? Welche lokalen Vorteile und Lasten sollen im Raum verteilt werden? Welches Prinzip der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit wird angewandt? Wir stellen fest, dass bestehende Studien sehr unterschiedliche Spezifikationen der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit verwenden, und in der Regel nur eine Spezifikation zur gleichen Zeit. Wir ergänzen unsere Analyse durch eine beispielhafte numerische Darstellung anhand von Daten zum aktuellen EE-Ausbau in Deutschland. Die Variation unserer Spezifikationen hinsichtlich der Empfänger (Bundesländer vs. Landkreise vs. Einzelpersonen), der EE-Infrastruktur (Onshore-Windkraft vs. Photovoltaik) und des Prinzips der Verteilungsgerechtigkeit (Gleichheitsprinzip vs. Fähigkeitsprinzip vs. Nutzenprinzip) führt zu einer relativ großen Bandbreite von Gini-Koeffizienten (ein etabliertes Maß für räumliche Ungleichheit) von 0,37 bis 0,84. Dies verdeutlicht, dass unterschiedliche Spezifikationen der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit zu abweichenden, sogar widersprüchlichen Bewertungen der bestehenden räumlichen Verteilung von EE-Infrastrukturen führen können. Unsere Analyse legt nahe, dass bei der Bewertung ein transparenter und umfassender Ansatz für die räumliche Verteilungsgerechtigkeit angewandt werden sollte, der alle relevanten EE-Infrastrukturen, den gesamten Satz lokaler Vorteile und Lasten sowie Variationen bei den angenommenen Empfängern und Grundsätzen der räumlichen Verteilungsgerechtigkeit berücksichtigt.
Lehmann, P., E. Gawel, J. Meier, M. Reda, F. Reutter und S. Sommer (2024), Spatial distributive justice has many faces: The case of siting renewable energy infrastructures. Energy Research & Social Science, 118, 103769