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Economic Perspectives on Disparities in Health and Health Care Access

Dissertation, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

Kumulative Dissertation, bestehend aus vier Beiträgen: "Durch ein randomisiertes Feldexperiment zeigen wir, dass Fachärzte Patienten nach deren erwarteter Profitabilität auswählen. Im deutschen Zwei-Klassen-System werden die ambulanten Vergütungssätze sowohl für gesetzlich als auch privat Versicherte zentral festgelegt, sind jedoch für privat Versicherte deutlich höher. In unserem Feldexperiment rief derselbe hypothetische Patient nach einem standardisierten Protokoll 991 Privatpraxen in 36 deutschen Landkreisen an, um Termine für Allergietests, Hörtests und Gastroskopien zu vereinbaren. Die Praxen boten den privat Versicherten mit 4 % höherer Wahrscheinlichkeit einen Termin an. Wurde ein Termin angeboten, waren die Wartezeiten für gesetzlich Versicherte doppelt so lang wie für privat Versicherte. Wir stellen auch fest, dass der Zugangsunterschied kleiner ist, wenn die Unterschiede in den Vergütungssätzen geringer sind. Unsere Ergebnisse zeigen, dass strukturelle Unterschiede in den Vergütungssätzen zu strukturellen Unterschieden beim Zugang zur Gesundheitsversorgung führen." "Wir untersuchen die regionale Verteilung von Hausärzten in Deutschland, um das Ausmaß und mögliche Ursachen der geografischen Fehlverteilung zu verstehen. Zu diesem Zweck wenden wir einen kapazitätsgebundenen gierigen Algorithmus auf sehr feine räumliche Daten an und berechnen eine Referenzverteilung von Hausärzten. Wir vergleichen diese Referenzverteilung mit dem Status quo. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Deutschland einen Mangel an Hausärzten von 6 % hat, der besonders in ländlichen Gebieten deutlich wird. Einige Gemeindemerkmale, wie die Kaufkraft und die Anzahl der Schulen, können Teile des Unterschieds in der Anzahl der Ärzte zwischen Städten und ländlichen Gebieten erklären. Große Teile bleiben jedoch unerklärt." "Wir untersuchen die kurz- und langfristigen Auswirkungen des Ruhestands auf Einsamkeit anhand von Paneldaten der "Survey of Health, Aging, and Retirement in Europe" (SHARE). Um kausale Effekte zu schätzen, nutzen wir Unterschiede in den Renteneintrittsregelungen zwischen und innerhalb der Länder und verwenden Rentenschwellen in einem Instrumentalvariablen-Ansatz. Im Durchschnitt stellen wir fest, dass der Übergang in den Ruhestand langfristig zu einer signifikanten Verringerung der Einsamkeit führt, obwohl unsere Ergebnisse keine klaren kurzfristigen Effekte zeigen. Der Rückgang wird dadurch bedingt, dass die Betroffenen seltener das Gefühl haben, sozial isoliert zu sein und Gesellschaft zu vermissen. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Individuen an den Ruhestand anpassen, indem sie ihre Aktivitäten steigern und dadurch Einsamkeit und soziale Isolation verringern. Eine Heterogenitätsanalyse nach Geschlecht zeigt, dass der Ruhestand bei Frauen kurzfristig die Gefühle von Einsamkeit verstärkt. Dieser Effekt scheint dadurch bedingt zu sein, dass Frauen häufiger Gesellschaft vermissen, wenn ihr Partner noch nicht im Ruhestand ist." "Hypothetische Verzerrung ist die Diskrepanz zwischen geäußerten Präferenzen und tatsächlichen Entscheidungen. Sie stellt somit eines der zentralen Probleme bei der Verwendung von hypothetischen Umfragemethoden dar und ist daher für Ökonomen von großer Bedeutung, um menschliches Verhalten besser zu verstehen und politische Interventionen zu optimieren. Hypothetische Umfragemethoden werden häufig genutzt, um Einblicke in Entscheidungsprozesse im Gesundheits- und Finanzbereich zu gewinnen. Es gibt jedoch nur ein begrenztes Verständnis über das Ausmaß und die zugrunde liegenden Faktoren der hypothetischen Verzerrung im Kontext der Krankenversicherung. Diese Studie trägt zu diesem Verständnis bei und untersucht das Ausmaß der hypothetischen Verzerrung sowie deren Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen und Verhaltensmustern im Rahmen der Krankenversicherung. Anhand groß angelegter Umfragedaten sowie detaillierter Informationen zu Krankenversicherungsplänen zeige ich, dass die Mehrheit der Versicherten ihre Bereitschaft, bei einer Preiserhöhung den Versicherungsplan zu wechseln, überschätzt: 64 % zeigen eine hypothetische Verzerrung. Insbesondere gewissenhafte, impulsive oder negativ reziproke Personen sind anfällig für diese Verzerrung. Im Gegensatz dazu korreliert ein internales Kontrollüberzeugung mit konsistenten Präferenzen. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, Strategien zur Minderung der Verzerrung zu verfeinern und die Verlässlichkeit geäußerter Präferenzen besser einzuschätzen."

Ruhr-Universität Bochum