Discrimination in Grading? Evidence on Teachers’ Evaluation Bias Towards Minority Students
Wir untersuchen, ob Lehrkräfte bei der Notengebung gegenüber Schüler/innen mit Migrationshintergrund diskriminieren. Auf der Basis umfangreicher Befragungsdaten von Schüler/innen an Grundschulen und weiterführenden Schulen in Deutschland vergleichen wir die Ergebnisse der Schüler/innen in standardisierten, anonym bewerteten Leistungstests mit den nicht-anonymen Bewertungen der Lehrkräfte. Es zeigt sich, dass Schüler/innen mit Migrationshintergrund sowohl im Fach Deutsch als auch im Fach Mathematik im Durchschnitt schlechtere Noten erhalten als Schüler/innen ohne Migrationshintergrund. Diese Unterschiede sind jedoch nicht auf eine Diskriminierung von Schüler/innen mit Migrationshintergrund bei der Benotung zurückzuführen. Stattdessen zeigen unsere Ergebnisse auf Basis eines Differenz-in-Differenzen-Ansatzes (DiD), dass die Leistungsunterschiede zwischen Schüler/innen mit und ohne Migrationshintergrund deutlich geringer sind, wenn sie von der Lehrkraft benotet werden, als wenn sie durch einen standardisierten Test bewertet werden. Unsere Untersuchungen liefern Belege dafür, dass dieses Ergebnis nicht allein dadurch erklärt werden kann, dass Schüler/innen mit Migrationshintergrund aufgrund von Sprachschwierigkeiten beim standardisierten Test auf größere Hürden stoßen. Vielmehr finden wir Hinweise darauf, dass Lehrkräfte bei der Leistungsbewertung versuchen, bestehende Ungleichheiten auszugleichen und Schüler/innen mit Migrationshintergrund tendenziell bessere Noten geben.