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RWI Konjunkturberichte

2009

Roland Döhrn, Max Groneck, Tobias Kitlinski, Torsten Schmidt, Simeon Vosen

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Weltwirtschaft kommt wieder in Schwung

Nach dem außerordentlich kräftigen Abschwung zu Beginn dieses Jahres kam die Weltwirtschaft in den Sommermonaten allmählich wieder in Tritt. Insbesondere einige Schwellenländer verzeichneten kräftige Zuwächse der Produktion, während in den Industrieländern zumindest die Talsohle erreicht zu sein scheint. Weltweit dürfte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2009 in etwa stagniert haben, nach drei rückläufigen Quartalen. Dazu haben wohl auch die Konjunkturpakete, die zahlreiche Länder beschlossen hatten, und die expansive Geldpolitik beigetragen. Zudem erholt sich der Welthandel seit dem Frühjahr von seinem ungewöhnlich scharfen Einbruch, wohl auch weil mit Beruhigung der Lage an den Finanzmärkten die Handelsfinanzierung wieder leichter fällt. Konjunkturstützend wirkte schließlich für die Nettoimporteure von Rohstoffen der deutliche Rückgang der Rohstoffpreise. Der Tiefpunkt der Rezession scheint durchlaufen zu sein, und wir erwarten, dass sich die Erholung im Prognosezeitraum festigen wird, zumal die Wirtschaftspolitik zunächst expansiv ausgerichtet bleiben wird. Allerdings lassen die Impulse seitens der Finanzpolitik nach, weil die Konjunkturprogramme in vielen Ländern im kommenden Jahr auslaufen. Auch dürfte die Geldpolitik, sofern sich die Konjunktur stabilisieren und die Inflation niedrig bleiben wird, ihren Expansionsgrad nach und nach vermindern. Deutlich dürfte die Belebung in den meisten Schwellenländern ausfallen. Sie litten besonders stark unter dem Einbruch des Welthandels, und dürften entsprechend von dessen Erholung stärker profitieren. In den Industrieländern wird die Expansion voraussichtlich nicht sehr schwungvoll sein. Die Konjunkturprogramme vieler Länder laufen aus, die Kaufkraft wird nicht mehr durch rückläufige Rohstoffpreise gestützt und, auf dem Arbeitsmarkt dürften vielfach noch größere Anpassungen bevorstehen. Hinzu kommt, dass sich die Finanzierungsbedingungen trotz allmählicher Stabilisierung des Finanzsektors nicht wesentlich verbessern dürften, da die Bonität vieler Schuldner durch die Rezession gelitten hat. Insgesamt erwarten wir nach einem Schrumpfen um 2,5% in diesem Jahr, dass das Weltsozialprodukt (Dollarbasis) im kommenden Jahr um 1,0% zunehmen wird. Für den Welthandel ergibt sich für 2010 eine Zunahme um 6% nach einem Rückgang um 13,5% in diesem Jahr. Dem Aufschwung drohen Risiken von mehreren Seiten. Im Finanzsektor kann neuer Abschreibungsbedarf entstehen, wenn aufgrund der Rezession die Zahl der Insolvenzen steigt. Auch scheint die Neigung zu protektionistischen Maßnahmen zugenommen zu haben, was die Expansion des Welthandels dämpfen könnte. Schließlich haben die Zentralbanken in beträchtlichem Umfang Liquidität in die Märkte gepumpt und könnten, um der Inflation vorzubeugen, sich gezwungen sehen, früher und stärker zu reagieren als hier unterstellt. Es bestehen aber auch „Aufwärtsrisiken“. So war in der Vergangenheit nach tiefen Einbrüchen auch oft eine kräftige Erholung zu beobachten.

Döhrn, R., M. Groneck, T. Kitlinski, T. Schmidt und S. Vosen (2009), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Weltwirtschaft kommt wieder in Schwung. RWI Konjunkturberichte, 60, 2, 5-31

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