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RWI Positionen #26

CO2-Emissionshandel: Auswirkungen auf Strompreise und energieintensive Industrien

Mit dem im Jahr 2005 etablierten Handel von Emissionszertifikaten für Kohlendioxid (CO2) möchte die Europäische Union der im Kiotoprotokoll festgelegten Verpflichtung nachkommen, nach der die CO2-Emissionen im Zeitraum 2008 bis 2012 durchschnittlich um 8% geringer ausfallen sollten als 1990. Laut umweltökonomischer Literatur kann dies mit dem Emissionshandel zu den geringsten gesamtwirtschaftlichen Kosten erreicht werden, da durch dieses Klimaschutzinstrument Emissionsminderungsziele nicht nur ökologisch treffsicher, sondern auch ökonomisch effizient realisiert werden können (Bonus 1998: 7). Dass die Vermeidung von Emissionen kostenlos zu haben sei, verspricht aber auch dieses Instrument nicht. Nach Einführung des EU-weiten Emissionshandels begann eine heftige Debatte um die damit zeitgleich einhergehende Verteuerung von Strom. Der Mehrheit der Verbraucher erschien es offenbar wenig verständlich, warum die zunächst allesamt kostenlos zugeteilten Zertifikate, die zum Ausstoß von CO2 berechtigen, zu einer Steigerung der Preise an den Strombörsen führen sollten und so letztlich zur Erhöhung ihrer Stromrechnung. Daher wurde vielfach der Verdacht geäußert, dass die Stromerzeuger die Einführung dieses neuen Klimaschutzinstruments lediglich als Vorwand benutzten, um die Strompreise und damit ihre Gewinne zu erhöhen. Dies wäre, so wurde häufig weiter unterstellt, bei mehr Wettbewerb auf dem Strommarkt nicht gelungen. Beide Schlussfolgerungen sind so nicht zutreffend, wie in diesem Beitrag erläutert wird. Ob auf dem Strommarkt viel oder wenig Wettbewerb herrscht, ist tatsächlich unerheblich dafür, dass die Einführung des Emissionshandels mit einem Anstieg der Strompreise verbunden ist. Vielmehr ist die Verteuerung des Stroms durch die Einpreisung des Gegenwerts der CO2-Zertifikate aus ökonomischer Sicht sogar erwünscht, da die Verbraucher durch die höheren Preise zur Reduzierung ihrer Stromnachfrage bewegt werden sollen. Eine derartige Verteuerung des Stroms wurde denn auch vor Einführung des Emissionshandels von Ökonomen vorausgesagt (Burtraw et al. 2002; Reinaud 2003). Natürlich ist es legitim, wenn der Staat künftig einen erheblichen Teil der bei den Stromerzeugern dadurch anfallenden zusätzlichen Gewinne durch eine Versteigerung der Zertifikate abschöpft. Allerdings ist zu befürchten, dass sich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrien in Europa zum Teil erheblich verschlechtern könnte. Die hier dargestellten Resultate einiger der wenigen vorhandenen empirischen Studien zu den Auswirkungen des Emissionshandels sollten Zweifel aufkommen lassen, ob die von der EU-Kommission für die Zukunft erwogene vollständige Versteigerung der CO2-Zertifikate der richtige Weg ist.