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Projekt Tap D2

Verbesserte Kochherde im ländlichen Senegal - Gesundheitliche Auswirkungen und der fehlende Markt

Beschreibung: Projekt Tap D2

Haushaltsenergie, Klimawandelanpassung und Emissionsreduzierung in Entwicklungsländern: ein Potential für doppelte Dividenden?

Ziele und Inhalte des Projekts

Drei Milliarden Menschen weltweit nutzen Holz, Holzkohle und andere feste Brennstoffe sowie ineffiziente Öfen, um ihren täglichen Heiz- und Kochbedarf zu decken. Die daraus resultierende Luftverschmutzung der Haushalte verursacht jährlich über vier Millionen Todesfälle. Des Weiteren schränkt das aufwändige Sammeln und Vorbereiten der Brennstoffe den Zugang zu Bildung sowie die Ausübung anderer Beschäftigungen ein. Nicht zuletzt verschärft die Verwendung von Brennholz den Druck auf die lokalen Wälder und die ineffiziente Verbrennung trägt zum globalen Klimawandel bei. Diese Herausforderungen sind im Senegal, wo über 95 Prozent der ländlichen Bevölkerung auf Brennholz angewiesen sind, besonders schwerwiegend.

Um die Luftverschmutzung der Haushalte zu reduzieren, fördert die internationale Gemeinschaft zunehmend die Verbreitung und Nutzung verbesserte Kochherde (improved cookstoves - ICS). ICS sollen die Emissionen durch die Verbrennung von Biomasse reduzieren und gesundheitliche Verbesserungen ermöglichen, indem sie die Luftverschmutzung in Haushalten verringern. ICS können auch den Brennstoffbedarf reduzieren, was wiederum die Umweltbelastung reduziert. Verbesserte Kochherde spielen eine wichtige Rolle dabei, das Sustainable Development Goal (SDG) 7 zu erreichen. Dieses fordert, weltweit universellen Zugang zu sauberen Brennstoffen bis 2030. Es ist derzeit allerdings eine offene Frage, welche Herde tatsächlich „sauber“ sind. Jüngste Forschung lässt Zweifel daran aufkommen, dass Herde, die mit Biomasse betrieben werden, die Emissionen ausreichend senken, um sowohl gesundheitliche als auch ökologische Vorteile zu erzielen. Wirklich saubere Lösungen - wie Biogas, Strom und Flüssiggas - sind jedoch in armen Gebieten kaum bezahlbar und erfordern funktionierende Lieferketten. Hochwertige Biomasse-Gasifier, die auch als sauber gelten würden, bringen ähnliche Barrieren mit sich. Kostengünstigere, einfache ICS könnten den Verbrauch von Holzbrennstoffen reduzieren, sind aber kaum sauber genug, um rauchbedingte Krankheiten zu vermeiden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Verhältnis von Kosten und Nutzen der verschiedenen Kochtechnologien nur sehr ungenügend erforscht sind.  

Vor diesem Hintergrund wird unser Forschungsprojekt zwei Forschungsfragen verfolgen:

  • Welche wirksamen Mittel gibt es, um Marktbarrieren zu überwinden und die Verbreitung von ICS im ländlichen Senegal zu erhöhen? Um diese Forschungsfrage zu beantworten, werden wir uns mit potenziellen Ursachen von Marktversagen befassen, insbesondere mit unvollständiger Information und Unvollkommenheiten des Kreditmarktes, wodurch ICS Angebot und Nachfrage auf den lokalen Märkten nicht zusammenfindet.
  • Was sind die Auswirkungen der ICS auf gesundheits- und klimarelevante Emissionen? Wie unterscheiden sie sich für einen einfachen und einen höherwertigen ICS-Typ? Und variieren die Auswirkungen je nach Kochumgebung und -verhalten der Haushalte? Eine wichtige innovative Komponente der vorliegenden Studie ist die Durchführung objektiver Messungen von klimarelevanten Emissionen und Gesundheitsindikatoren der Hauptköchinnen, um die Auswirkungen der ICS unter realen Bedingungen genau zu messen.

Projektfinanzierung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Teilprojekte

Das Projekt gliedert sich in drei Working Packages (WP). Das erste dient der Beantwortung der Forschungsfrage zur ICS Verbreitung. Das zweite beschäftigt sich mit der Beantwortung der Forschungsfrage nach den Auswirkungen der ICS. Das dritte Working Package soll dazu dienen, Stakeholder über die Studienergebnisse zu informieren und sicherzustellen, dass die Ergebnisse von der Politik genutzt werden.

WP I: Verbreitung und Nutzung von ICS

Das Working Package befasst sich mit der folgenden Forschungsfrage: Kann die Verbreitung von verbesserten Kochherden im ländlichen Senegal durch eine innovative Politikintervention zur Zusammenführung von städtischem ICS-Angebot und ländlicher ICS-Nachfrage erhöht werden?

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird diese Studie versuchen, Informationsdefizite und Liquiditätsengpässe der Kochherdverkäufer auf loumas (ländlichen Wochenmärkte) zu reduzieren. Auf diesen Märkten sind die Vertriebsstrukturen für ICS derzeit unterentwickelt. Konkret wird die Studie zunächst die Zahlungsbereitschaft der Haushalte für ICS messen und Dörfer und Regionen mit hoher Nachfrage identifizieren. Diese Informationen werden dann im Rahmen eines Marketing- und Informationspakets an eine zufällige Auswahl von Kochherdverkäufern auf den Märkten in denselben Regionen weitergegeben. Ein Teil der Verkäufer erhält zusätzlich eine Transportsubvention, welche dazu anregen soll, ICS direkt in den zuvor identifizierten Gebieten mit hoher Nachfrage stärker zu bewerben. Die Studie beobachtet im Anschluss die Auswirkungen des Marketing- und Informationspakets auf das Verkaufsverhalten und die -Zahlen der Anbieter sowie auf die Produktionszahlen von Herdproduzenten.

WP II: Auswirkungen von ICS

WP II ist ein großes Randomized Controlled Trial (RCT), welches durch die zufällige Zuordnung von ICS die Identifizierung kausaler Effekte ermöglicht. Für dieses WP werden zwei Haushaltsgruppen kostenfrei entweder ein einfacher oder ein höherwertiger ICS zur Verfügung gestellt. Sie werden mit einer dritten (Kontroll-)Gruppe verglichen, welche keinen ICS erhält. Zusätzlich zu der Erhebung von subjektiven Befragungsdaten zu Verbrauch, Kosten und Brennstoffsammeln, sowie zu Gesundheit und Zeitnutzung, führen wir objektive Messungen der Gesundheit der Hauptköchinnen und des Brennstoffverbrauchs der Haushalte durch. Darüber hinaus messen wir Herdnutzung und Belastung der Hauptköchinnen durch Feinstaub (PM2.5), sowie die Feinstaubkonzentration in Küchen während 24 Stunden.

WP III

Das WP III widmet sich der Verbreitung der Ergebnisse und der Politikberatung. Neben dem kontinuierlichen Austausch mit einer Vielzahl von Stakeholdern planen wir drei Veranstaltungen mit internationalem Publikum. Konkret werden wir zwei Policy Impulse Workshops in Deutschland und einen Workshop zur Verbreitung der Forschungsergebnisse in Dakar, Senegal, durchführen.

Projektstart:
Oktober 2018

Projektende:
September 2021

Projektmitarbeitende:
Luciane Lenz, Prof. Dr. Jörg PetersDr. Maximiliane Sievert