The Decline of Social Democratic Parties – Yet a Matter of Economic Policy?
Diese Studie stellt den sich abzeichnenden Konsens in Frage, wonach die Veränderung im Wahlverhalten unterschiedlicher Bildungsmilieus primär auf nicht-wirtschaftspolitische Themen zurückzuführen ist. Unter Verwendung umfassender Nachwahlbefragungen sowie Daten aus Parteiprogrammen analysiere ich die Reaktionen von Wählerinnen und Wählern auf bislang wenig untersuchte Dimensionen der Wirtschaftspolitik – insbesondere auf das Verhältnis zwischen prädistributiver (vorverteilender) und redistributiver (umverteilender) Politik. Die Ergebnisse zeigen, dass Parteien, die den Schwerpunkt stärker auf prädistributive statt auf redistributive Politik legen, tendenziell mehr Unterstützung von Personen mit geringerem formalem Bildungsniveau erhalten. Dieses Muster deckt sich mit dem Befund, dass ein niedrigerer Bildungsstand mit einer stärkeren Präferenz für prädistributive Politik einhergeht. Die Ausprägung der Reaktionen im Wahlverhalten, die insbesondere bei sozialdemokratischen Parteien zutage tritt, deckt sich mit der Intensität der Unterschiede bei den wirtschaftspolitischen Präferenzen. Bildungsbedingten Unterschiede im Wahlverhalten und bei den Präferenzen sind in den USA und Deutschland besonders stark, während sie in südeuropäischen Ländern vergleichsweise schwach ausgeprägt sind. Abschließend untersuche ich potenzielle Mechanismen, die den unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Präferenzen nach Bildungshintergrund zugrunde liegen. Offenheit für Veränderungen und politisches Interesse erweisen sich als die einflussreichsten Faktoren, während für eine Reihe alternativer Erklärungen nur geringe, bis keine Evidenz gefunden wird.