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Unstatistik

„Der Antigen-Test (Schnelltest) hat eine Trefferquote (Sensitivität) von 100 % und eine Falsch-Positiv-Rate von 10 % (Spezifität von 90 %).“ Sie glauben, damit eine recht valide Aussage zu erhalten, ob Sie infiziert sind, wenn Sie sich testen lassen? Weit gefehlt! Bei einer Prävalenz (Infektionsrate) in der Gesamtbevölkerung von 10 % werden die 10 Personen von 100 zuverlässig erkannt, aber von den 90 verbliebenen werden 9 als falsch positiv angezeigt, also von 19 als positiv diagnostizierten Personen sind nur 10 wirklich positiv, d. h., dass sich der positive Vorhersagewert auf fast nur 50 % beläuft. Sie hätten also auch eine Münze werfen können! Wenn Sie überrascht sind, befinden Sie sich in guter Gesellschaft: Ein Drittel der vor dem Examen stehenden Medizinstudenten der Charité wissen mit den Begriffen ‚Sensitivität‘, ‚Spezifität‘ und ‚positiver Vorhersagewert‘ auch nichts Rechtes anzufangen. Statistische Untiefen in Pandemiezeiten sind Thema des Vortrages von Prof. Dr. Thomas Bauer vom RWI. In einer von Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer moderierten virtuellen Veranstaltung des Wissenschaftsforums Ruhr e. V. werden die statistischen Konzepte des aktuellen Infektionsgeschehens, der PCR- und Antigentests sowie der Impfstoffe beleuchtet. Auch der häufig missverstandene Begriff der Prognose sowie sein Feedbackschleifen erzeugendes Potential (Selbsterfüllung, Selbstzerstörung) sind Thema des 45-minütigen Vortrages. Im Anschluss an den Vortrag wird dem Publikum Gelegenheit gegeben, mit dem Referenten zu diskutieren. Übertragen wird die Veranstaltung aus dem AV-Studio des Fraunhofer UMSICHT.