Zum Hauptinhalt springen

RWI Konjunkturberichte

2007

Roland Döhrn, Torge Middendorf, Torsten Schmidt

Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Kein Ende des Aufschwungs absehbar

Die weltwirtschaftliche Expansion dürfte in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres nicht mehr so kräftig gewesen sein wie zuvor. Allerdings hat sie sich weniger verlangsamt als häufig befürchtet. In den USA wuchs das BIP schwächer als das Produktionspotenzial, in Japan und im Euro-Raum war jedoch der Zuwachs im Schlussquartal 2006 deutlich höher als im Sommerhalbjahr. Trotz der zumeist hohen Kapazitätsauslastung blieb der Preisauftrieb in den Industrieländern gering. Vor allem wegen des niedrigeren Rohölpreises ging die Inflationsrate vielfach sogar zurück. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, dass die Notenbanken der Industrieländer ihre Leitzinsen 2006 angehoben haben, um Inflationsgefahren vorzubeugen. Im Prognosezeitraumdürfte die EZB weitere Zinsschritte beschließen, die Notenbank der USA wird die Zinsen unserer Einschätzung nach vorerst unverändert lassen. In den Entwicklungs- und Schwellenländern setzte sich die kräftige Expansion fort. In China wuchs die Wirtschaft erneut zweistellig, und davon profitierten auch die Länder Südostasiens. Den meisten Ländern Lateinamerikas kam die anhaltende Hausse an den Rohstoffmärkten zugute. Die Voraussetzungen sind günstig, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Dabei dürften die Differenzen zwischen den großen Wirtschaftsräumen weiter abnehmen. Für die USA erwarten wir zunächst eine Expansion unterhalb des Potenzialpfads, da der Rückgang der Immobilienpreise vorerst noch dämpft. Im Euro-Raum dürfte die Produktion ebenso wie in Japan rascher als das Produktionspotenzial zulegen. Für die Schwellenländer gehen wir von einer etwas schwächeren, aber immer noch recht kräftigen Expansion aus. Das Weltsozialprodukt dürfte unter diesen Voraussetzungen 2007 um 3,0% und 2008 um 3,2% zunehmen. Für den internationalen Warenhandel errechnet sich daraus ein Anstieg um 7,5% bzw. 8,0%. Ein Risiko für den weltweiten Aufschwung sind nach wie vor die massiven Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen und das damit in Verbindung stehende sehr reichliche Kapitalangebot. Die Nervosität auf den internationalen Finanzmärkten in den vergangenen Tagen verdeutlicht, dass bereits kleine Anlasse zu abrupten Änderung der internationalen Kapitalströme führen können.

Döhrn, R., T. Middendorf und T. Schmidt (2007), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Kein Ende des Aufschwungs absehbar. RWI Konjunkturberichte, 58, 1, 3-25

Link zum Dokument