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Hochschulen: Große Kohorten führen zu längerem Studium

Wenn mehr Erstsemester an die Universitäten strömen als prognostiziert, verlängert sich die durchschnittliche Studiendauer. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. So führte die unerwartet hohe Zahl von neuen Studierenden zwischen 2011 und 2013 in mehreren Bundesländern – bedingt durch doppelte Abiturjahrgänge – zu einer durchschnittlich rund drei Wochen längeren Studienzeit. Jeder achte Studierende benötigte somit aufgrund der Kohortengröße ein Semester länger für sein Studium.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Große Studierendenkohorten führen zu längeren Studienzeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des RWI. Wenn die Zahl der neuen Studierenden über der prognostizierten Zahl liegt, reduziert sich die Wahrscheinlichkeit eines Studienabschlusses in Regelstudienzeit deutlich. Zugleich steigt der Anteil der Studierenden, die ihr Studium endgültig nicht bestehen.
  • Die in mehreren Bundesländern unerwartet hohe Zahl an Erstsemestern im Jahr 2011 reduzierte die Wahrscheinlichkeit eines Bachelorabschlusses in Regelstudienzeit von 37 Prozent um 6,3 Prozentpunkte. Das entspricht einer Reduzierung um rund 17 Prozent. In den ebenfalls großen Erstsemesterkohorten von 2012 und 2013 sank der Anteil der Abschlüsse in Regelstudienzeit um 4,5 bzw. 7,7 Prozentpunkte im Vergleich zu kleineren Kohorten.
  • Durchschnittlich hat jede/r achte Studierende sein Studium aufgrund der unerwartet hohen Zahl an Erstsemestern in den Jahren 2011 bis 2013 um ein Semester verlängert. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der schlechtere Personalschlüssel ein Grund für die verlängerte Studiendauer in großen Kohorten ist. Daneben könnten auch Nachteile durch eine längere Wohnungs- oder Nebenjobsuche sowie weitere Anfahrtswege eine Rolle spielen.
  • In der Untersuchung werden die Studienerfolge in Bundesländern, die zwischen 2011 und 2013 durch die G8-Refomen deutlich größere Kohorten hatten, mit Bundesländern verglichen, in denen die Universitäten nicht von Schulreformen betroffen waren. Die Analyse basiert auf Daten des Statistischen Bundesamtes.

„Große Studierendenkohorten führen zu einer längeren Studiendauer. Das gilt besonders, wenn die Zahl der Studierenden unerwartet hoch ausfällt“, sagt RWI-Wissenschaftlerin Friederike Hertweck. „Durch den späteren Studienabschluss verzögert sich in der Regel auch der Arbeitsmarkteintritt – mit negativen Konsequenzen für die Betroffenen und die Wirtschaft. Dies sollte bei künftigen Schulreformen bedacht werden.“

Ihr/e Ansprechpartner/in dazu:

Friederike Hertweck PhD, friederike.hertweck@rwi-essen.de, Tel. 0201 81 49-255,
Leonard Knollenborg (Kommunikation),  leonard.knollenborg@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-210

Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #984 „Student performance in large cohorts: Evidence from unexpected enrollment shocks“ von Friederike Hertweck zugrunde.