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Abstand zwischen Benzin- und Rohölpreisen hat sich bereits Monate vor dem Ukraine-Krieg erhöht, ist seit dem 7. März aber dramatisch gestiegen

Die Preise für Rohöl haben in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine kurzzeitig die höchsten Werte seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht. Besonders auffällig ist, dass die Kluft zwischen den Preisen für Kraftstoffe und Rohöl der Sorte Brent seit dem 7. März dramatisch gestiegen ist. Das ergibt die Auswertung der Kraftstoff- und Rohölpreisdaten des Jahres 2022 im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die globalen Ölmärkte sind in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine in Aufruhr geraten: Lag der Rohölpreis der Sorte Brent unmittelbar vor Ausbruch der Kampfhandlungen am 24. Februar noch etwas unter 100 US-Dollar pro Barrel (159 Liter), stieg er danach in der Spitze auf über 125 US-Dollar (Abbildung 1). Seit Beginn der Spekulationen um einen russischen Überfall auf die Ukraine im Dezember 2021 ist der Brent-Preis von rund 70 US-Dollar auf aktuell rund 100 US-Dollar gestiegen, ein Anstieg von rund 50 Prozent.
  • Infolgedessen stiegen auch die Benzinpreise stark an, besonders in der vergangenen Woche, in der die durchschnittlichen Preise für Superbenzin und Diesel mit rund 2,20 und 2,30 Euro neue Allzeithochs erreichten (Abbildung 2).
  • Besonders auffällig ist, dass Diesel zwischenzeitlich teurergeworden istals Superbenzin (Abbildung 2), obwohl Diesel bei der Mineralölsteuer einen steuerlichen Vorteil von rund 18 Cent je Liter hat und daher üblicherweise erheblich günstiger ist als Superbenzin. Dies ist ein Indiz dafür, dass Diesel aktuell besonders knapp ist. Das wird unter anderem damit erklärt, dass die Herstellung von Diesel mit der von Heizöl konkurriert und Heizöl gerade stark nachgefragt ist, ehe Rohöl noch teurer werden könnte.
  • Dementsprechend ist auch die Differenz zwischen Diesel- und Rohölpreisen gestiegen, seit dem 7. März 2022 sogar dramatisch: Betrug die Lücke im Jahr 2021 noch rund 30 Cent pro Liter, hat sie sich seit dem 7. März auf rund 80 Cent pro Liter massiv erhöht (Abbildung 3). Das ist das Ergebnis der Auswertung der jüngsten Kraftstoffpreis- und Rohölpreisdaten für das Jahr 2022 im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels. In der Regel folgen die Kraftstoffpreise den Preisen für Rohöl mit einer gewissen Verzögerung. Es sollte daher erwartet werden können, dass die Preise an der Tankstelle in absehbarer Zeit wieder sinken, falls die Rohölpreise in Abhängigkeit von den Geschehnissen in der Ukraine nicht erneut zum Höhenflug ansetzen. Entsprechend sollte die weitere Entwicklung erst einmal beobachtet werden, bevor Maßnahmen wie eine Mehrwertsteuersenkung auf Kraftstoffe oder ein Tankrabatt beschlossen werden.
  • Die Auswertung im Rahmen des RWI-Benzinpreisspiegels hat zudem ergeben, dass die Differenz zwischen den E10-Superbenzinpreisen und den Rohölpreisen pro Liter in den vergangenen Monaten ebenfalls höher ausfiel als zu früheren Zeiten, und ab dem 7. März beinahe ebenso drastisch anstieg wie bei Diesel (Abbildung 3).

Zur vorgeschlagenen Einführung eines Tankrabatts bei Benzinpreisen über 2 Euro sagt der Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI, Manuel Frondel: „Mit einem Tankrabatt wird nicht nur den Bedürftigen, sondern auch den Wohlhabenden geholfen und Steuergeld mit der Gießkanne verteilt. Statt solch eher aktionistischer Maßnahmen sollte man erst einmal abwarten, wie sich die bereits wieder gesunkenen Rohölpreise weiter entwickeln“.

Dieser RWI-Benzinpreisspiegel basiert auf Berechnungen und Abbildungen von RWI-Wissenschaftler Matthias Kaeding.

Anm.d.Red.: Diese Pressemitteilung ist die Aktualisierung einer am Vortrag versandten mit dem Titel „Abstand zwischen Benzin- und Rohölpreisen hat sich während der Ukraine-Krise verringert“. In dieser gab es Fehler in den Berechnungen, so dass die Ergebnisse zur Differenz zwischen Diesel- und Rohölpreisen falsch abgebildet wurden. Nach einer intensiven Prüfung der Daten haben wir die Pressemitteilung in diese Fassung überarbeitet.

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Ihre Ansprechpartner/in dazu:
Prof. Dr. Manuel Frondel (RWI), manuel.frondel@rwi-essen.de , Tel.: 0201 8149-204,
Sabine Weiler (Kommunikation), sabine.weiler@rwi-essen.de , Tel.: 0201 8149-213

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Die Pressemitteilung im pdf-Format