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DIW Wochenbericht

2024

Laura Schmitz, Johannes Brehm, Henri Gruhl, Robin Kottmann, Nico Pestel, Sandra Schaffner

Umweltzonen in Deutschland: Emissionsbegrenzungen verbessern Bildung und psychische Gesundheit

Trotz erheblicher Verbesserungen der Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten führen Luftschadstoffe nach wie vor weltweit zu etwa sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr. Zahlreiche Studien belegen, dass Luftverschmutzung in der Bevölkerung gesundheitliche Beschwerden verursacht, insbesondere im Bereich der Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen.info Jüngere Studien deuten darauf hin, dass auch das menschliche Gehirn unter der Schadstoffbelastung leidet, was sich unter anderem an einem Abfall der kognitiven Leistunginfoinfo und Produktivitätinfo, wie auch an Verhaltensauffälligkeiten bei Kinderninfo äußert. Diese neuen Erkenntnisse rücken die Frage in den Vordergrund, inwieweit Umweltmaßnahmen nicht nur dem Umweltschutz und der körperlichen Gesundheit dienen, sondern auch andere Lebensbereiche wie Bildungschancen und Lebensqualität fördern können. Zwar hat sich die Luftqualität in den vergangenen Jahrzehnten dank technologischer Fortschritte in der Fahrzeug- und Industrieproduktion deutlich verbessert, doch in vielen Ballungsgebieten werden nach wie vor die von der Europäischen Union (EU) festgelegten und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Richtwerte für Luftqualität verfehlt. Um diese Belastungen zu reduzieren und die EU-Grenzwerte einzuhalten, führten viele Städte gebietsbezogene Fahrbeschränkungen wie Umweltzonen ein, in denen nur Fahrzeuge mit bestimmten Emissionsstandards erlaubt sind. Auch in Deutschland wurden ab 2008 in mehreren Städten Umweltzonen eingerichtet, um die Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr zu verringern. Dieser politische Schritt stieß aufgrund der potenziellen Kosten für Autofahrer*innen sowie möglicher wirtschaftlicher Nachteile für den innerstädtischen Handel vielerorts auf Kritik. Für eine umfassende Bewertung solcher Maßnahmen ist es entscheidend, nicht nur die direkten Effekte auf die Luftqualität, sondern auch die indirekten sozialen Auswirkungen zu berücksichtigen. Dieser Wochenbericht untersucht erstmals die Effekte von Umweltzonen auf zwei gesellschaftlich besonders relevante Bereiche: Bildung und psychische Gesundheit.info Anhand administrativer Schul- und Krankenkassendaten und mittels ökonometrischer Analysen wird untersucht, wie sich die Einführung von Umweltzonen auf Schulerfolg und mentale Gesundheit auswirkt – beides zentrale Faktoren für den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt einer Gesellschaft.

Schmitz, L., J. Brehm, H. Gruhl, R. Kottmann, N. Pestel and S. Schaffner (2024), Umweltzonen in Deutschland: Emissionsbegrenzungen verbessern Bildung und psychische Gesundheit. DIW Wochenbericht, 47, 733-741

DOI: 10.18723/diw_wb:2024-47-2