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Project

Marktwirtschaftliche Energiewende: Ein Wettbewerbsrahmen für die Stromversorgung mit alternativen Technologien

Der Ausbau der erneuerbaren Energietechnologien wird gemeinhin als ein bedeutender Bestandteil der Energiewende in Deutschland angesehen. Soll diese erfolgreich verlaufen, darf jedoch nicht allein die Umweltverträglichkeit des Umbaus des
deutschen Energieversorgungssystems als Ziel verfolgt werden. Vielmehr müssen auch die Versorgungssicherheit mit Strom und die Sozialverträglichkeit dieses Transformationsprozesses gleichermaßen gewährleistet werden. Es stellt sich daher vor allem die Frage, wie diese Herausforderung unter der gesetzlichen Verpflichtung zum vollständigen Atomausstieg ökonomisch möglichst effizient erfüllt werden kann.


Nicht zuletzt die sich in den vergangenen Jahren immer höher auftürmende Kostenlawine aufgrund immer neuer Rekorde beim Zubau an Photovoltaikanlagen dürfte deutlich gemacht haben, dass Kosteneffizienz der Förderung der Erneuerbaren durch das Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) bislang jedoch allenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt hat. So werden die realen Zusatzkosten für alle zwischen 2000 und Ende 2011 in Deutschland installierten Photovoltaikanlagen in de

vorliegenden Studie mit rund 100 Mrd. Euro (in Preisen von 2011) beziffert.


Da diese Ressourcen damit anderen gesellschaftlichen Verwendungsmöglichkeiten entzogen werden, gilt es, die Kosten der Energiewende im Allgemeinen und besonders die Lasten der Verbraucher infolge der Erhöhung des Anteils an regenerativem Strom zu minimieren. Dies wird, so wird in der vorliegenden Studie erläutert, ohne eine grundlegende Änderung des Fördersystems für erneuerbaren Energien kaum möglich sein. Statt der derzeitigen Förderung durch das EEG ist vielmehr ein neues System erforderlich, das eine stärkere Marktorientierung aufweist und jene Effizienzreserven zu heben gestattet, die sich durch stärkere Anreize für die Systemintegration und die vorzugsweise europaweite Ausnutzung von Standortvorteilen für die Erzeugung regenerativen Stroms ergeben.


Ein effizienteres System, so zeigt diese Studie, wäre die marktbasierte Mengensteuerung in Form von Quoten für „grünen“ Strom, die sowohl von der Monopolkommission (2011) als auch dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR 2011) vorgeschlagen wurde. Bei einem solchen „Wettbewerbsmodell Erneuerbare Energien (WEE)“ würden die Stromversorger verpflichtet, einen bestimmten Anteil ihres an die Endverbraucher gelieferten Stroms aus erneuerbaren Energien selbst zu decken oder aber fehlende Mengen an grünem Strom durch sogenannte Grünstromzertifikate auszugleichen, die die Stromversorger durch den Kauf von grünem Strom direkt von dessen Produzenten oder auch an einer Börse erwerben können.


Gegenüber dem EEG hätte ein Quotensystem zahlreiche Vorteile: Erstens würde die technologie- und standortneutrale Förderung dazu führen, dass der Ausbau der Erneuerbaren fortan kosteneffizient erfolgt, da es im Interesse des Investors ist, die
jeweils günstigste Technologie an den jeweils am besten geeigneten Standorten einzusetzen. Zweitens hätten die Produzenten von grünem Strom durch ihre Orientierung am aktuellen Marktpreis einen starken Anreiz, zur Integration der erneuerbaren Energietechnologien in unser Stromversorgungssystem beizutragen, weil sich die Einspeisung von grünem Strom und dessen Vergütung im Gegensatz zur derzeitigen EEG-Förderung nach der Nachfrage der Stromverbraucher richten würde.
Drittens erhöht sich der Anreiz, in Speichertechnologien zu investieren, um als Produzent von grünem Strom den gewinnmaximierenden Einspeisezeitpunkt selbst wählen zu können. Viertens böte dieses System die Perspektive, durch eine sukzessive Harmonisierung mit ähnlichen Fördersystemen in anderen EU-Mitgliedsstaaten und die grenzüberschreitende Ausweitung des Zertifikatehandels die auf europäischer Ebene vorhandenen Effizienzreserven zu heben. Wegen seiner europaweiten Ausrichtung und Technologieoffenheit entspräche dieses Fördersystem zwei wesentlichen Grundprinzipien des EU-Emissionshandels, dem von Umweltökonomen präferierten Klimaschutzinstrument.

Nicht zuletzt würde die Quotenlösung im Einklang damit stehen, dass für den Ausbau der Erneuerbaren explizite Mengenziele vorgegeben sind. Beim EEG ist hingegen nicht davon auszugehen, dass die politischen Ziele für die Erneuerbaren punktgenau erreicht werden. Vielmehr ist vollkommen unklar, ob die Ziele deutlich verfehlt oder aber erheblich überschritten werden.
Würde der künftige Ausbau der erneuerbaren Energien ab dem kommenden Jahr 2013 mit Hilfe eines nationalen Quotensystems gefördert, anstatt durch das EEG, könnte der Ausbau nach den in dieser Studie angestellten Berechnungen wesentlich kostengünstiger erfolgen: Würde sich beispielsweise ein Preis für grüne Zertifikate einstellen, der künftig allein den Zubau der Windkraft an Land forcierte, so fielen bis zum Jahr 2020 lediglich rund 6,8 Mrd. Euro (in heutigen Preisen) an Zahlungsverpflichtungen für die Verbraucher an, anstatt der hier berechneten knapp 58,8 Mrd. Euro (in heutigen Preisen) bei einer unveränderten Beibehaltung des EEG bis zum Jahr 2020. Die mögliche Ersparnis von 52 Mrd. € sollte allein Grund genug sein, das EEG schnellstmöglich durch ein stärker marktbasiertes System wie die Quotenlösung zu ersetzen.




Publications

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Project start:
01. February 2012

Project end:
31. August 2012

Project management:
Prof. Dr. Manuel Frondel

Project staff:
Dr. Nils aus dem Moore, Prof. Dr. Dr. h. c. Christoph M. Schmidt

Funding:
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft