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Mittelstandsmonitor: Jährlicher Bericht zu Konjunktur- und Strukturfragen kleinerer und mittlerer Unternehmen

2007

Mittelstand und Unternehmenssteuerreform

Das Kapitel beschäftigt sich speziell mit der Steuerbelastung des Mittelstandes nach gegenwärtigem Rechtsstand und den Konsequenzen des von der Bundesregierung geplanten Reformkonzepts für mittelständische Unternehmen. Wie eine Abschätzung der fiskalischen Bedeutung des Mittelstandes ergibt, hat der Mittelstand zwischen 2000 und 2004 durchschnittlich etwa 47% der Unternehmenssteuern in Deutschland gezahlt und damit einen beachtlichen Teil des von Unternehmen geleisteten Steueraufkommens getragen. Um die Attraktivität des Steuerstandorts Deutschland für mittelständische Unternehmen abzuschätzen, wird die effektive durchschnittliche Steuerbelastung eines größeren mittelständischen Unternehmens in zwölf EU-Mitgliedsstaaten simuliert und international verglichen. Es zeigt sich, dass bezogen auf die Unternehmensebene einer Kapitalgesellschaft die effektive Steuerbelastung in Deutschland verglichen mit elf anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit am höchsten ist. Nur Frankreich weist eine noch höhere Effektivbelastung auf. Ursächlich für die hohe Belastung in Deutschland sind fast ausschließlich ertragsabhängige Steuern. Bezieht man die Anteilseignerebene mit ein, kann sich Deutschland auf einen Platz im hinteren Mittelfeld (Rang 9) verbessern. Firmiert das Unternehmen in der Rechtsform einer Personengesellschaft, verbessert sich Deutschland um zwei weitere Positionen auf Rang 7. Trotz der niedrigeren durchschnittlichen Gewinnsteuerlast mittelständischer Personenunternehmen muss aber beachtet werden, dass die Grenzsteuerbelastung bei hohen Gewinnen bei Personenunternehmen höher sein als bei Körperschaften und so zu geringeren Investitionen bei mittelständischen Personenunternehmen führen kann. Simulationsrechnungen zu den Auswirkungen des Regierungs-Reformkonzepts auf die Steuerbelastung repräsentativer mittelständischer Modellunternehmen zeigen, dass die von der Bundesregierung ins Auge gefassten Maßnahmen zu einer steuerlichen Entlastung führen würden. Von den geplanten Maßnahmen profitieren vor allem Unternehmen, für die aufgrund ihrer Größe oder ihrer Finanzierungsstruktur die Tarifsenkungen voll durchschlagen und wesentliche Elemente der vorgesehenen Gegenfinanzierungsmaßnahmen nicht wirksam werden. Gewinner der geplanten Unternehmenssteuerreform sind vor allem mittelständische Unternehmen. Berechnungen, die für eine mittelständische Kapitalgesellschaft des Verarbeitenden Gewerbes mit Hilfe des European Tax Analyzers durchgeführt wurden, zeigen, dass sich die effektive Steuerbelastung auf Ebene des Unternehmens über einen Zeitraum von zehn Jahren gerechnet um 24,82% auf 1.381.410 EUR spürbar verringern würde. Berechnungen unter Einbeziehung der Anteilseigner ergeben auf der für mittelständische Unternehmen relevanten Gesamtebene lediglich eine Verminderung der Belastung um 9,81% auf 2.302.746 EUR.

Spengel, C., T. Reister, C. Wendt, H. Gebhardt and L. Siemers (2007), Mittelstand und Unternehmenssteuerreform. Mittelstandsmonitor 2007: Den Aufschwung festigen - Beschäftigung und Investitionen weiter vorantreiben. Frankfurt am Main: KfW Bankengruppe,

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