Zum Hauptinhalt springen

Vermögensverteilung in den USA: Jüngere Kohorten fallen zurück

Lange Zeit ist das Vermögensniveau in den USA von Generation zu Generation gestiegen, doch dieser Trend hat sich inzwischen umgekehrt. Eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt: Bereits die amerikanische Bevölkerung, die ab den 1950ern geboren wurden, besaß am Median gemessen über den gesamten Lebenszyklus weniger Vermögen als die in den 1940ern Geborenen. Die wachsende Vermögenskluft zwischen und innerhalb der Generationen ist größtenteils auf Unterschiede bei den Ersparnissen zurückzuführen und weniger auf Veränderungen bei Kapitalgewinnen oder erhaltenen Vermögenstransfers. Der Rückgang der Ersparnisse wiederum erklärt sich durch niedrigere Sparquoten und stagnierende Einkommen.

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Eine aktuelle RWI-Studie zeigt, dass in den USA das Medianvermögen der Kohorten, die vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre geboren wurden, in jedem Alter von einer Zehnjahreskohorte zur nächsten gestiegen ist. Bei den Jahrgängen, die nach den 1940er Jahren geboren wurden, ist das Medianvermögen jedoch von einem Jahrgang zum nächsten gesunken. Gleichzeitig hat die Vermögensungleichheit innerhalb der Geburtskohorten zugenommen.
  • Die Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass der durchschnittliche junge Amerikaner von heute nicht das Vermögensniveau früherer Generationen erreichen wird. Die Vermögenstrends unterscheiden sich jedoch innerhalb der Vermögensverteilung. Während das durchschnittliche Vermögen der obersten zehn Prozent jeder Geburtskohorte im Generationenvergleich weiter steigt, ist das durchschnittliche Vermögen der unteren 50 Prozent noch stärker zurückgegangen als das mittlere Vermögen. Infolgedessen hat sich die Ungleichheit innerhalb der Kohorten vergrößert.
  • Nach bisherigen Studien war unklar, inwieweit die wachsende demografische Vermögenskluft darauf zurückzuführen ist, dass heutzutage erst später mit dem Vermögensaufbau begonnen wird, Vermögen dafür aber mit dem Alter schneller ansteigen oder jüngere Generationen in jedem Alter weniger Vermögen aufbauen. Die aktuelle RWI-Studie gibt Hinweise darauf, dass letzteres der Fall ist. Außerdem ist die wachsende Vermögenskluft zwischen und innerhalb von Kohorten größtenteils auf Unterschiede bei den Ersparnissen zurückzuführen – viel weniger auf Veränderungen bei Kapitalgewinnen oder erhaltenen Vermögenstransfers, wie beispielsweise Erbschaften.
  • Der Rückgang der Ersparnisse bei den jüngeren Kohorten erklärt sich durch niedrigere Sparquoten und stagnierende Einkommen. Die Folge: ein geringeres Immobilienvermögen. Gleichzeitig finden die Autoren keine Hinweise darauf, dass der Vermögensrückgang auf einen geringeren Wunsch der jüngeren Generationen nach Vermögensbildung zurückzuführen ist.
  • Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen verwenden die RWI-Wissenschaftler den SCF+, einen neu verfügbaren Datensatz, der von Wissenschaftlern der Universität Bonn erhoben wurde und historische und moderne Wellen des Survey of Consumer Finance zusammenführt. Dadurch können die Autoren mehrere Geburtskohorten über ihren Lebenszyklus hinweg mit Daten aus sieben Jahrzehnten (1949 bis 2019) verfolgen. Frühere Studien stützten sich in der Regel nur auf Erhebungswellen ab 1989.

„Es ist bemerkenswert, dass jüngere Generationen in den USA niedrigere Sparquoten haben, obwohl ihr Wunsch nach Vermögensbildung sich nicht messbar von älteren Generationen unterscheidet“, sagt RWI-Wissenschaftler Philip Schacht. „Insbesondere innerhalb jüngerer Generationen könnte die Vermögensungleichheit durch zu erwartende Vermögenstransfers, die in der Regel sehr ungleich verteilt sind, noch weiter zunehmen. Jüngere Generationen könnten dann verstärkt von Altersarmut bedroht sein.“

Ihre Ansprechpartner dazu

Philip Schacht, philip.schacht@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-295,
Alexander Bartel (Kommunikation), alexander.bartel@rwi-essen.de, Tel.: (0201) 8149-354

Dieser Pressemitteilung liegt das Ruhr Economic Paper #989 „The Rise and Fall of Median Wealth in the U.S.: A Birth-cohort Story“ von Philipp Jaeger und Philip Schacht zugrunde.