Schattenwirtschaft und Strukturwandel in der Bundesrepublik Deutschland
Seit Beginn der achtziger Jahre fand in der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung verstärkte Beachtung, daß von den Statistiken der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nur ein Teil der ökonomischen Realität abgebildet wird. Das Schlagwort von der "Schattenwirtschaft" machte die Runde. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung setzte sich relativ frühzeitig mit diesem Phänomen kritisch auseinander. Im Frühjahr 1986 legte es im Rahmen der Strukturberichterstattung für den Bundesminister für Wirtschaft ein Gutachten vor, in dem unter anderem die bis dahin allgemein vertretene Hypothese vom ungestümen Wachstum der Schattenwirtschaft relativiert wurde. Außerdem versuchte diese Studie, Verbindungen zwischen neuen Beschäftigungsformen auf dem regulären Arbeitsmarkt und der Entwicklung von Aktivitäten außerhalb der offiziellen Wirtschaft aufzuzeigen. Beides trug mit zu einer differenzierten Sicht des "Mythos" Schattenwirtschaft bei. Die Ergebnisse der angesprochenen Studie wurden wesentlich davon beeinflußt, daß in ihr eine sektorbezogenen Sichtweise verfolgt wurde. Die vorliegende Arbeit stellt eine Weiterentwicklung dieses sektoralen Untersuchungsansatzes vor. Sie streicht besonders die Verflechtung der Schattenwirtschaft mit der regulären Ökonomie heraus und fragt nach "Gewinnern" und "Verlierern" einer expandierenden Schattenwirtschaft. Aus der Sicht dieser Zusammenhänge wird schließlich auch die Frage aufgeworfen, ob das Wachstum der Schattenwirtschaft sich überhaupt von dem der offiziellen Wirtschaft abkoppeln kann.