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Förderung der Lokalen Ökonomie: Fallstudie im Rahmen der Evaluation des integrierten Handlungsprogramms „Soziale Stadt NRW“

Auftraggeber: Städtenetz Soziale Stadt NRW in Kooperation mit dem Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW und dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW

Über die Wirkungen neuer Ansätze der lokalen Wirtschaftsförderung liegen erst wenige Kenntnisse vor. Aufgabe der Fallstudie ist es, erstmals eine systematische Bestandsaufnahme der Strategien und des Umsetzungstands sowie eine Überprüfung der Zielerreichung von Maßnahmen zur Förderung der Lokalen Ökonomie in den Programmgebieten der Sozialen Stadt NRW vorzunehmen. Die Fallstudie richtet ihren Fokus auf die drei Strategieschwerpunkte „Abbau des Leerstands im Einzelhandel“, „Existenzgründung“ und „Unternehmensvernetzung und -beratung“. Sie konzentriert sich als empirische Untersuchung auf Fallbeispiele aus sechs Programmgebieten: Düsseldorf-Flingern/Oberbilk, Duisburg-Marxloh, Gelsenkirchen-Bismarck/Schalke-Nord, Essen-Katernberg, Oberhausen-Knappenviertel und Wuppertal-Ostersbaum. Dabei handelt es sich um altindustriell geprägte Stadtteile, die zu Beginn des Förderzeitraums aus betrieblicher Sicht überwiegend negative Standortmerkmale aufwiesen. In allen Untersuchungsgebieten unterliegt die Gesamtkoordination der Sozialen Stadt-Programme zunächst städtischen Dienststellen, in der Regel aus dem Ressort Stadtplanung und Stadtentwicklung. Bürgerschaftliche Initiativen und Gewerbetreibende sind jedoch sehr intensiv in die Steuerung und Umsetzung von Projekten zur Förderung der lokalen Wirtschaft eingebunden. Versucht man, die Kosten der Fördermaßnahmen zu bestimmen, die relativ eindeutig dem Zielbereich „Lokale Ökonomie“ zuzuordnen sind, wird vor allem der vergleichsweise geringe finanzielle Aufwand nicht-investiver, unternehmensorientierter Förderungen deutlich. Diese führen mit verhältnismäßig geringem Zusatzaufwand oftmals erst dazu, dass die durch städtebauliche Investitionen verbesserten Standorteigenschaften durch lokale ökonomische Akteure in Wertschöpfung umgesetzt werden, geben also den erforderlichen „Zusatzimpuls“. Die Strategie, Stadtteilzentren durch Stadtteilmarketing und/oder städtebauliche Aufwertung als Einzelhandelsstandorte zu stärken, erweist sich unter vergleichsweise günstigen Rahmenbedingungen, z.B. in Düsseldorf, als möglich. Bei geringerer Kaufkraft und ungünstigeren Standorteigenschaften ist es - unter Beteiligung örtlicher Gewerbetreibender, Anwohner und Eigentümer – eher angebracht, Konzepte für alternative Nutzungen ungenutzter Ladenlokale zu entwickeln. An problematischen Standorten kann es Teil einer solchen Strategie sein, zunächst über vorübergehende Mietpreissenkungen Flächen für alternative Zwischennutzungen zur Verfügung zu stellen, um dem Image eines „aufgegebenen“ Standorts entgegenzuwirken. Die Zielsetzung der Gründungsförderung wurde im Hinblick auf den Adressatenkreis in den Beispielen dieser Studie sehr gut erfüllt. Die Maßnahmen kommen vor allem solchen Gründern zugute, die in sehr wettbewerbsintensiven Branchen mit relativ geringer finanzieller und personeller Ausstattung, einem hohen persönlichen Aufwand und oftmals erst schwach entwickeltem Businessnetzwerk agieren. Die näher beleuchteten Projekte mit dem Ziel der Gründungsförderung zeigen, dass durch städtebauliche Veränderungen auch in einem zunächst nicht. „gründungsfreundlichen“ Umfeld Rahmenbedingungen hergestellt werden können, die die Basis für neue unternehmerische Aktivitäten bieten. In Nachbarschaft des Essener Weltkulturerbes Zeche Zollverein ist es durch eine lokal orientierte Gründungsförderung gelungen, einen neuen touristischen Nebenerwerbszweig im Bereich der Vermietung von Privatzimmern zu etablieren. Durch den Aufbau eines nicht branchenfokussierten Gründerzentrums ist es hier außerdem zur Gründung bzw. Ansiedlung von 65 Kleinunternehmen mit über 300 Beschäftigten gekommen. Sie sind im Dienstleistungs- und Handwerksbereich tätig, zumeist nicht in „High-Tech-Sektoren“. Diese Unternehmen arbeiten sehr engagiert in lokalen Gründungs- und Unternehmensnetzwerken mit und geben dort ihr Know-How an gründungsinteressierte Personen weiter. Viele von ihnen weisen eine stabile Entwicklung auf. Die hier betrachteten Beispiele belegen, dass auch und oftmals gerade in Stadtgebieten mit ungünstigen Standorteigenschaften eine hohe Bereitschaft lokal ansässiger Unternehmen besteht, durch eigene Leistungen zur Standortaufwertung beizutragen. Aufgabe der lokalen Wirtschaftsförderung ist es vor allem, diese Potenziale zu identifizieren und – in der Regel in Abstimmung mit den Unternehmen – Strategien für eine möglichst wirksame Verbesserung der örtlichen Rahmenbedingungen zu entwickeln. Ein gutes Beispiel für die Bereitschaft lokaler Unternehmen, sich für die Standortentwicklung zu engagieren, ist die Gründung und dauerhafte Etablierung des branchenübergreifenden Unternehmensverbunds Knappeninitiative Oberhausen (KinO). Die Aktivitäten der Knappeninitiative haben u.a. zur Verbesserung des Außenimages des Stadtteils beigetragen und von der örtlichen Bevölkerung und Unternehmerschaft stark in Anspruch genommene Angebote geschaffen (Stadtteilfest, Stadtteilzeitung, Branchenbuch). Die mitwirkenden Betriebe engagieren sich außerdem in der Schaffung von Ausbildungsplätzen. Erfolgsvoraussetzung war hier einerseits, dass eine gewisse Anzahl kleinerer Handwerksbetriebe eine hohe Identifikation mit dem Standort aufweist und andererseits, dass eine besonders engagierte Netzwerkpromotorin den Vorsitz des Gewerbevereins übernahm. Die in Nordrhein-Westfalen praktizierte Verknüpfung investiver und nicht-investiver Maßnahmen zur Föderung der Lokalen Ökonomie ist ganz offensichtlich zur Übertragung auf andere Bundesländer geeignet. Den Akteuren des öffentlichen Sektors ist zu empfehlen, die Anstrengungen zur Aktivierung lokaler Wirtschaftspotenziale in Verbindung mit der städtebaulichen Erneuerung von Fördergebieten zu intensivieren. Hierzu ist zum einen eine engere Kooperation zwischen Stadtplanungs- und Wirtschaftsressorts der Kommunen und des Landes anzuregen. Zum anderen gilt es, Gewerbetreibende weiterhin sehr eng in die Projektkonzeption einzubinden. Mit der vorliegenden Fallstudie liegen erste Erfahrungswerte über mögliche Ansatzpunkte der lokalen Wirtschaftsförderung und ihre Erfolgschancen in Fördergebieten der Sozialen Stadt NRW vor. Zur weiteren Verbesserung der Kenntnisse über die Effekte dieser Maßnahmen ist eine Intensivierung des Begleitforschungsprozesses erforderlich.

MBV NRW, ILS NRW

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