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RWI Projektberichte

2008

György Barabas, Heinz Gebhardt, Simeon Vosen

Finanzielle Auswirkungen der im Zuge der Finanzmarktkrise eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Aussichten auf die Einnahmen in der Gesetzlichen Krankenversicherung

Forschungsprojekt der AOK Rheinland-Hamburg, Endbericht - November 2008

Die konjunkturelle Lage in Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten erheblich verschlechtert, nachdem die Weltwirtschaft aufgrund des rohstoffpreisbedingten, in fast allen Ländern spürbaren Inflationsschubs, der Korrekturen an den Immobilienmärkten in wichtigen Volkswirtschaften und nicht zuletzt der weltweiten Finanzmarktkrise in einen Abschwung geraten ist. Die deutsche Wirtschaft steht derzeit „am Rande einer Rezession“ (Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose im Oktober 2008). Damit haben sich auch die Perspektiven für die Einnahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) merklich verschlechtert. Im Mittelpunkt dieser Kurzstudie werden die Einnahmeperspektiven der GKV in den Jahren 2008 bis 2010 untersucht. Da eine fundierte Schätzung der Einnahmen der GKV, insbesondere des Aufkommens an Sozialbeiträgen, realistische, hinreichend disaggregierte Vorgaben über die Entwicklung des nominalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sowie des Arbeitsmarktes voraussetzt, steht am Anfang der Analyse eine Prognose der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Dabei lehnen wir uns weitgehend an die Ergebnisse der Gemeinschaftsdiagnose an. Diese war in ihrem Basisszenario davon ausgegangen, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion bis zum Ende dieses Jahres rückläufig ist und sich nach dem Jahreswechsel allmählich wieder belebt. Allerdings endet der Prognosezeitraum der Gemeinschaftsdiagnose 2009, und es ist zu vermuten, dass wesentliche Auswirkungen auf die Finanzierungsbasis der GKV erst 2010 sichtbar werden. Daher haben wir mit Hilfe des RWI-Konjunkturmodells eine Vorausschätzung auch für das Jahr 2010 erstellt. Um die aus den Turbulenzen an den Finanzmärkten resultierenden erhöhten Risiken abzuschätzen, hatte die Gemeinschaftsdiagnose ein Risikoszenario erstellt, in dem u.a. davon ausgegangen wird, dass dieWeltwirtschaft in eine Rezession gerät und im Gefolge davon auch die deutsche Wirtschaft. Das Risikoszenario wurde von uns auf das Jahr 2010 ausgedehnt und die daraus resultierenden Folgen für Einnahmen der GKV wurden ebenfalls abgeleitet. Das bei diesen Rechnungen als Grundlage dienende RWI-Konjunkturmodell (Barabas, Döhrn 2006; 8-23) ist ein strukturelles Makromodell mittlerer Größe für Deutschland, das rund 250 Identitäts- und mehr als 70 Verhaltensgleichungen umfasst. Das Modell wird seit den 1970er Jahren regelmäßig für Prognosen und Simulationen im Rahmen der Konjunkturanalysen eingesetzt. An diesen Aufgaben orientierten sich der Umfang des Modells bezüglich der zu erklärenden Variablen wie auch die Hypothesen (Spezifikation der Verhaltensgleichungen). Der Prognosehorizont des Modells beträgt 6 bis 8 Quartale; um sog. post-termination-Effekte abzuschätzen, werden jedoch auch standardmäßig Simulationen bis zu einem Horizont von 10 bis 12 Quartalen durchgeführt. Im Modell werden die realen Nachfragekomponenten, die Preise, die Einkommensverteilung, der Arbeitsmarkt und der Staatssektor erklärt. Die Vierteljahresdaten stammen vor allem aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes; sie werden ergänzt durch Angaben der Deutschen Bundesbank, der Bundesagentur für Arbeit und internationaler Organisationen. Exogene Variablen im außenwirtschaftlichen Bereich sind u. a. das Welthandelsvolumen, die Weltmarktpreise, der Dollarkurs und der EWU-Kurzfristzinssatz; exogene Variablen im binnenwirtschaftlichen Bereich sind die Beitragssätze zur Sozialversicherung, der Mehrwertsteuersatz und die Zahl der Arbeitstage. Den Änderungen im Steuer- und Transfersystem, aber auch etwaigen Sonderentwicklungen wird in den Prognosen durch sog. add factoring Rechnung getragen.