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Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Wirtschaft in NRW erholt sich

Juni 2024

Seit Beginn des Jahres wurde die Produktion in der Industrie in Nordrhein-Westfalen kräftig ausgeweitet. So ist der Produktionsindex (Produzierendes Gewerbe einschließlich Energie, ohne Bau) im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1,6% gestiegen und damit deutlich stärker als in Deutschland insgesamt (0,3%). Aufgrund der Bedeutung der Industrie für die Wirtschaft Nordrhein-Westfalens dürfte damit auch das BIP im ersten Quartal etwas stärker gestiegen sein als im Bund. Nach unserer Schätzung nahm das BIP in NRW um 0,3% gegenüber dem Vorquartal zu. Auch für das zweite Quartal zeichnet sich eine weitere Erholung der Industrieproduktion ab. Sie liegt aber auch dann immer noch recht deutlich unter dem Niveau des Jahres 2019. Die im ersten Halbjahr einsetzende konjunkturelle Erholung dürfte im Verlauf dieses Jahres weiter an Tempo gewinnen. Dabei ist zu erwarten, dass die inzwischen recht kräftig steigenden real verfügbaren Einkommen zu einer stärkeren Ausweitung des privaten Konsums führen. Zudem dürfte die weltwirtschaftliche Nachfrage weiter zunehmen, so dass die Exporte stärkere Impulse erhalten als zuletzt. Angesichts dessen ist zu erwarten, dass auch die Investitionsnachfrage stärker steigt. Dazu trägt auch die Aussicht auf weiter sinkende Zinsen bei. Die niedrige Kapazitätsauslastung hierzulande dürfte allerdings die Investitionsnachfrage noch einige Zeit dämpfen. Insgesamt erwarten wir im Jahresdurchschnitt einen Anstieg des BIP in NRW gegenüber dem Vorjahr um 0,5%. Dabei tragen das Produzierende Gewerbe und die Dienstleistungsbereiche wieder gleichmäßiger zum Wachstum bei. Für Deutschland insgesamt gehen wir für dieses Jahr von einem Zuwachs des BIP von 0,4% aus. Für das kommende Jahr erwarten wir einen Anstieg des BIP von 1,5%. Damit ist die Zuwachsrate in NRW in diesem Jahr etwas höher als in Deutschland insgesamt, nachdem sie in den Vorjahren merklich unter den im Bund verzeichneten Werten gelegen hatte. Am Arbeitsmarkt ist die konjunkturelle Erholung kaum sichtbar. Hier dürften spürbar steigende Löhne und entsprechend höhere reale Lohnstückkosten die Wende verzögern. Nichtsdestotrotz stieg die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auch zu Beginn dieses Jahres weiter an. Weiterhin entwickelte sich diese in NRW etwas stärker als in Deutschland insgesamt. Es deutet sich jedoch schon der kaum aufzuhaltende Effekt des demografischen Wandels an: Zunehmend verlassen mehr Personen altersbedingt den Arbeitsmarkt als junge Erwerbspersonen neu hinzukommen. Voraussichtlich genügt schon im Laufe des kommenden Jahres die Zuwanderung von Arbeitskräften nicht mehr, um den Demografieeffekt zu kompensieren und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung dürfte ihren Zenit erreichen. Im Jahresdurchschnitt dürfte die SV-pflichtige Beschäftigung in NRW im Jahr 2024 noch um gut 25 Tsd. Personen steigen, bevor der Anstieg 2025 dann weitgehend stagniert.

Schmidt, T., A. Balleer, B. Blagov, E. Coschignano, M. Dirks, N. Isaak, F. Kirsch and P. Schacht (2024), Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Wirtschaft in NRW erholt sich: Juni 2024. 2024, 2.

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