Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Internationale Konjunktur bleibt aufwärts gerichtet
Die Weltwirtschaft wuchs auch 2005 lebhaft. Insbesondere in Japan und vielen asiatischen Ländern verstärkte sich die Expansion, während sie in den USA zum Jahresendetwas an Tempo verlor. Die drastische Verteuerung von Erdöl und anderen Rohstoffen wirkte sich bisher offenbar nur wenig dämpfend aus. Allerdings zeigt sich immer deutlicher, dass die Preisschübe der vergangenen Jahre das Preisniveau auf den Rohstoffmärkten dauerhaft angehoben haben dürften. Wir gehen in unserer Prognose davon aus, dass sich dies nun nicht mehr wesentlich ändert. Gemessen an der Energie- und Rohstoffverteuerung blieb der Verbraucherpreisanstieg in den Industrieländern überraschend moderat. Insbesondere geben die Kernraten keinerlei Hinweise auf Zweitrundeneffekte. Für den Prognosezeitraum erwarten wir, dass sich die Expansion der Weltwirtschaft nur wenig verlangsamt. Zwar dürfte die Wirtschaftspolitik etwas restriktiver wirken. Die Notenbanken werden in den meisten Ländern die Zinsen wohl erhöhen, allerdings nicht allzu stark. Die Finanzpolitik dürfte bestrebt sein, die Haushaltsfehlbeträge etwas stärker abzubauen als bisher. Allerdings steht der Aufschwung in regionaler Hinsicht auf breiter Basis, und er wird wesentlich von den Investitionen getragen. Dadurch bleiben die dämpfenden Wirkungen gering. Verstärken dürfte sich zunächst die Expansion im Euro-Raum. In Japan wächst das BIP weiterhin recht kräftig. In den USA hingegen verliert die Expansion etwas an Tempo (Tabelle 1). Allerdings sehen wir für den Prognosezeitraum keinen Abschwung, wie dies manche mit Blick auf die äußerst flache Zinsstrukturkurve befürchten. In den Schwellenländern Asiens und in den neuen EU-Ländern wächst die Wirtschaft nahezu unverändert. Aus alledem ergibt sich, dass das Welt-Sozialprodukt in diesem Jahr um voraussichtlich etwa 3,0% und im kommenden Jahr um 2,8% ausgeweitet wird. Für den Welthandel errechnet sich daraus ein Wachstum von 7,5 bzw. 7%. Risiken resultieren vor allem aus den anhaltend hohen Ungleichgewichten in den Leistungsbilanzen, die auch im Prognosezeitraum wenig verringert werden dürften.
Döhrn, R., A. Brüstle, T. Middendorf and T. Schmidt (2006), Die wirtschaftliche Entwicklung im Ausland: Internationale Konjunktur bleibt aufwärts gerichtet. RWI Konjunkturberichte, 57, 1, 3-23