Skip to main content

Sozialer Fortschritt

Koexistenz von privater und gesetzlicher Krankenversicherung bei Kopfpauschale und allgemein freier Kassenwahl?

Aktuell wird in Deutschland die Einführung einkommensunabhängiger Pauschalprämien – sog. Kopfpauschalen – für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) diskutiert. Würde die Einkommensabhängigkeit der Beiträge zur GKV allerdings aufgehoben, erschiene es nur schwer zu rechtfertigen, das Recht sich privat zu versichern, weiterhin an die Höhe des Einkommens zu knüpfen. Vor diesem Hintergrund untersucht diese Arbeit die Effekte einer simultanen Einführung von Kopfpauschalen in der GKV und der Aufhebung der Pflichtversicherungsgrenze, d. h. die Öffnung der privaten Krankenversicherung für die gesamte Bevölkerung. Insbesondere steht die Frage der Koexistenz beider Versicherungssysteme im Zentrum des Interesses. Die Analyse zeigt, dass es unter den skizzierten Bedingungen ohne regulierenden Eingriff nur bei speziellen Parameterkonstellationen zur Koexistenz von GKV und privater Krankenversicherung (PKV) kommt. Das Verschwinden der GKV vom Markt erscheint dagegen als plausibler. Ein gesundheitspolitischer Regulator kann jedoch mit einfachen Mitteln die Koexistenz beider Systeme erzwingen. In diesem Fall erfüllt die Kopfpauschale in der gesetzlichen Krankenversicherung die Funktion einer staatlich garantierten Maximalprämie.

Tauchmann, H. (2007), Koexistenz von privater und gesetzlicher Krankenversicherung bei Kopfpauschale und allgemein freier Kassenwahl? . Sozialer Fortschritt, 56,6, 157-163

https://www.jstor.org/stable/24513100