Skip to main content

RWI Konjunkturberichte

2006

Roland Döhrn, Hans-Karl Starke

Die Lage auf dem Stahlmarkt: Weiterhin hohe Auslastung

Die Stahlproduktion in Deutschland ist 2005 zurückgegangen. Es wurden 4% weniger Rohstahl und sogar 5,5% weniger Walzstahl erzeugt. Damit haben sich unsere Erwartungen von vor einem Jahr nicht erfüllt, als wir einen leichten Anstieg prognostiziert hatten (Döhrn, Starke 2004). Dennoch war 2005 kein schlechtes Jahr für die Stahlindustrie. Die Kapazitätsauslastung der Werke lag mit etwa 86% deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Zudem verbesserten sich dank hoher Weltmarktpreise die Gewinne spürbar. Der Rückgang der Produktion war ohnehin eher eine technische Reaktion auf den außerordentlich kräftigen Anstieg im Jahr 2004. Damals hatten die Exporte insbesondere dank der kräftigen Nachfrage im asiatischen Raum außerordentlich stark (um mehr als 20%) zugelegt. Zudem war es wegen steigender Preise zu Befürchtungen gekommen, es könnten Engpässe auftreten. Deshalb hatten der Stahlhandel und die -verwender hierzulande ihre Lager deutlich aufgestockt. Die Marktversorgung (Lieferungen der Stahlwerke zuzüglich Import abzüglich Export) expandierte 2004 jedenfalls um 8%, während wir den Verbrauchszuwachs auf lediglich 2% schätzen. Auch in den ersten Monaten von 2005 dürften die Lager noch gewachsen sein. Danach wirkte der Lagerzyklus in die entgegengesetzte Richtung, was einen guten Teil des Rückgangs der Marktversorgung 2005 erklärt. Die Produktion war aber wohl nur vorübergehend rückläufig. Gegen Jahresende 2005 zog sie bereits wieder an, und die Zeichen stehen nicht schlecht, dass sich dies 2006 fortsetzt. Für Deutschland erwarten wir insgesamt eine Konjunkturbelebung, die vorwiegend von den Exporten und den Investitionen getragen wird und damit nach aller Erfahrung recht „stahlintensiv“ ist. Auch die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben für die deutsche Stahlindustrie voraussichtlich günstig. Risiken ergeben sich aber daraus, dass insbesondere in China beträchtliche Kapazitäten zugebaut wurden und die Weltmarktpreise für Stahl, aber auch für die Einsatzstoffe volatil sind.

Döhrn, R. and H. Starke (2006), Die Lage auf dem Stahlmarkt: Weiterhin hohe Auslastung. RWI Konjunkturberichte, 57, 1, 73-80

Link to the document