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Ruhr Economic Papers #683

2017

Nils Heinrich, Ansgar Wübker, Christiane Wuckel

Waiting times for outpatient treatment in Germany: New experimental evidence from primary data

Lange Wartezeiten sind eine große Herausforderung in vielen öffentlichen Gesundheitssystemen. Sie gelten als ineffizient, da sie eine zusätzliche Belastung für Patienten darstellen, ohne dass der Leistungserbringer, hier der Arzt, einen ausgleichenden Nutzen daraus zieht. In Deutschland wird aktuell diskutiert, ob Versicherte der Privaten Krankenversicherung (PKV) bei der Terminvergabe bevorzugt werden, während Versicherte der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stetig wachsenden Wartezeiten ausgesetzt sind. Um diesem Problem im ambulanten Sektor entgegenzuwirken wurde in Deutschland im Jahr 2015 eine Reform verabschiedet, die darauf abzielt, GKV-Patienten einen Arzttermin innerhalb eines akzeptablen Zeitrahmens zu vermitteln. Anhand der in einer Längsschnittstudie erhobenen Daten haben wir die Wartezeiten für sechs elektive, ambulante Behandlungen in Deutschland betrachtet sowie den Einfluss der Reform auf das Problem untersucht. Wir haben einen beträchtlichen Unterschied der Wartezeiten zugunsten der privatversicherten Patienten beobachtet. Für GKV-Patienten blieben die Wartezeiten über die Zeit konstant (27,5 Tage in 2014, 30,7 Tage in 2016, ? 3,2 Tage, p-Wert = 0.889), während PKV-Patienten einen signifikanten Rückgang erfahren haben (13,5 Tage in 2014; 7,8 Tage in 2016; ? 5,7 Tage, p-Wert = 0.002). Die Ergebnisse zeigen, dass es einen ungleichen Zugang zu elektiven, ambulanten Behandlungen gibt, welcher vom Versicherungsstatus des Patienten abhängig ist. Unser Fazit ist, dass die Reform diese Ungleichheiten nicht beseitigt hat. Die Ungleichheit hat sich eher vergrößert.

ISBN: 978-3-86788-792-2

JEL-Klassifikation: I10 I11 I18

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