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Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen

2020

Roland Döhrn, György Barabas, Angela Fuest

Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Wirtschaft vor großen Herausforderungen: COVID-19 Epidemie dämpft Erwartungen

Februar 2020

Die Wirtschaft NRWs steht vor unruhigen Zeiten. Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich deutlich verschlechtert. Die COVID-19 Epidemie dämpft die Konjunktur im asiatischen Raum spürbar, und wirkt sich inzwischen auch auf den Euroraum aus. Sie trifft in Deutschland auf eine ohnehin rückläufige Industrieproduktion, die durch die geringere Auslandsnachfrage und Störungen der Wertschöpfungsketten zusätzlich belastet werden dürfte. Kräftig bleibt hingegen wohl die Baukonjunktur. Der Dienstleistungssektor zeigt ein gemischtes Bild. Konsumnahe und öffentliche Dienstleister werden ihre Produktion voraussichtlich erneut kräftig steigern, während unternehmensnahe Dienstleister unter der Schwäche der Industrie leiden. Für NRW zeigt sich ein ähnliches Konjunkturbild. Auch hier ging die Industrieproduktion im Jahr 2019 zurück, allerdings weniger stark als in Deutschland insgesamt. Die Bauproduktion blieb auf einem hohen Niveau. Im Dienstleistungssektor wurden mehr Stellen geschaffen als in den übrigen Bundesländern. Nachdem das BIP in der ersten Jahreshälfte 2019 mit 0,1% etwas langsamer gegenüber dem Vorjahr zugenommen hatte als in Deutschland insgesamt (0,4%), erwarten wir für das Gesamtjahr ein Plus von 0,4% (Deutschland 0,6%). Die Erwartungen für 2020 haben sich durch die COVID-19 Epidemie eingetrübt. Sie trifft die Wirtschaft NRWs auf drei Wegen: Erstens dürften die Exporte sinken, insbesondere die nach China, die 6% der Ausfuhren ausmachen. Zweitens werden Zulieferungen aus China zeitweise ausfallen und so die Produktion behindern. Drittens dürfte die Epidemie die Konsumlaune dämpfen, weil Dienstleistungen nicht in Anspruch genommen und Käufe zurückgestellt werden, um Infektionsrisiken zu verkleinern. Dies alles belastet die Wirtschaft wohl in der ersten Jahreshälfte. Danach ist eine kräftigere Konjunktur zu erwarten, auch weil ausgefallene Produktion nachgeholt und verschobene Käufe getätigt werden. Für den Jahresdurchschnitt ist eine Zunahme des BIP in ähnlicher Größenordnung wie 2019 zu erwarten. Die Arbeitslosigkeit bleibt dabei unverändert. Dies allerdings unter der Annahme, dass die COVID-19 Epidemie in Deutschland und in NRW glimpflich verläuft und die Lage sich weltweit rasch normalisiert.

Döhrn, R., G. Barabas und A. Fuest (2020), Konjunkturbericht Nordrhein-Westfalen: Wirtschaft vor großen Herausforderungen: COVID-19 Epidemie dämpft Erwartungen: Februar 2020.

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